Umwelt und Nachhaltigkeit

Wertstoff Glas

Hintergrund

Glas ist ein faszinierendes Material. Physikalisch betrachtet ist es eine unterkühlte Flüssigkeit. Bei Zimmertemperatur ist es fest, bei ca. 1.000 °C formbar, bei etwa 1.400 °C bis 1.650 °C schmilzt es.

Zur Herstellung von Behälterglas werden sechs verschiedene natürliche Rohstoffe eingesetzt: Quarzsand, Soda, Kalk, geringe Anteile Dolomit, Feldspat und Pottasche.

Neben diesen Primärrohstoffen spielen aufbereitete Altglasscherben eine große Rolle. Glas ist vollständig recycelbar, aus gebrauchtem kann immer wieder neues Glas hergestellt werden. Es ist ein außerordentlich umweltfreundliches und nachhaltiges Produkt.

Aufgrund vieler positiver Eigenschaften ist Glas ein sehr vorteilhaftes Verpackungsmaterial für Lebensmittel, Getränke oder Kosmetikartikel. Auch in anderen Bereichen ist es vielseitig einsetzbar; etwa bei Glasfaserkabeln für die Datenübertragung, Fensterscheiben oder Glaskeramik-Kochfeldern.

Dennoch verlieren insbesondere Flaschen aus Glas immer mehr Marktanteile zugunsten umweltschädlicher Einweg-Plastikflaschen. Discounter und große Getränkehersteller verdrängen ein umweltfreundliches, über Jahrzehnte gewachsenes Mehrwegsystem und die regionalen Anbieter.

Die politisch Verantwortlichen setzen dem nichts entgegen. Hinzu kommt eine irreführende Pfandregelung, bei der der Unterschied zwischen Einweg und sinnvollem Mehrweg kaum erkennbar ist.

Rat und Tat

Glas ist ein ideales Material für Lebensmittel. Es ist hundertprozentig undurchlässig und verhält sich vollkommen produktneutral. Es ist inert, das heißt: Glasbehälter geben keine Inhaltsstoffe an das Füllgut ab und nehmen weder Aroma- noch sonstige Stoffe aus der Umgebung oder dem Inhalt auf. Aus diesem Grund wird in Deutschland beispielsweise Babynahrung ausschließlich in Gläsern angeboten.

Glas wird fast ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt, die in ausreichendem Maße in der Natur vorkommen und zum großen Teil in Deutschland - ohne lange Transportwege - gewonnen werden können.

Glas lässt sich immer wieder, ohne Qualitätsverlust, zu neuem hochwertigen Glas recyceln. Der wichtigste Rohstoff für Glasverpackungen sind Alt-Scherben aus den Sammlungen. Sein Anteil an neu produzierten Flaschen und Gläsern liegt bei 60 bis 90 Prozent. Das trägt zur Abfallvermeidung bei, Rohstoffe werden geschont, der Energieverbrauch und Emissionen werden reduziert.

In Deutschland gibt es über 250.000 Altglas-Sammelstellen (2020). 97 Prozent der Haushalte nutzen sie, so dass jährlich rund 2 Millionen Tonnen Recyclingglas gesammelt und zu neuen Glasverpackungen verarbeitet werden. 83% der auf den Markt gebrachten Behältergläser (2018) wurden verwertet. Eine Tabelle des Bundesumweltamtes auff der angegebenen Internetseite veranschaulicht die Entwicklung der vergangenen Jahre.

  • Geben Sie nicht wiederbefüllbare Glasverpackungen in die Altglas-Sammlungen.
  • Schrauben Sie die Deckel ab und werfen Sie das Glas farbsortiert in die Container. Werfen Sie blaues Glas zu Grünglas.

Das gehört zur Altglassammlung:

  • Getränkeflaschen, Lebensmittelgläser, Medizin- und Kosmetikglasbehälte

Das gehört nicht zur Altglassammlun

  • Keramik, Steingut oder Porzellan
  • feuerfestes Glas wie Jenaer Glas, Bleikristall-Glas, Glühbirnen und andere Beleuchtungskörper, Pyrex, Spiegelglas, Fensterglas, Autoglas oder Ceran. Diese Gläser benötigen einen anderen Recyclingprozess

Wiederbefüllbare Mehrwegflaschen sind besonders umweltfreundlich. Die meisten Umweltbelastungen entstehen bei der Herstellung eines Produktes, jede Abfallvermeidung verringert dies, ebenso wie den Aufwand bei der späteren Entsorgung (Sammlung, Transporte, Deponierung, Verbrennung oder Wiederverwertung).

Mehrwegflaschen aus Glas können wegen ihrer besonderen Eigenschaften bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden. Sie nehmen weder fremde Stoffe auf, noch geben sie ab. Das bedeutet, dass beispielsweise Kohlensäure nicht entweicht, Limonade oder Fruchtsäfte ihren Geschmack nicht dauerhaft hinterlassen. Auch bei einer Zweckentfremdung der Flasche können keine gefährlichen Stoffe in das Glas eindringen.

Vermeiden Sie ökologisch nachteilige Verpackungen wie Einwegflaschen aus Kunststoff und besonders Getränkedosen.

 

Mehrwegflaschen oder -gläser gehen zurück zum Hersteller, werden gewaschen, kontolliert und dann wieder befüllt.

Damit die Behälter zurückgegeben werden, wird ein Pfand erhoben. Einwegflaschen dagegen werden nicht wiederbefüllt. Sie werden nach einmaligem Gebrauch zermahlen oder eingeschmolzen.

Am Zeichen für "Mehrweg", dem Umweltzeichen "Der Blaue Engel" (s. rechts) oder am Hinweis "Mehrweg", "Mehrwegflasche" oder "Mehrweg-Pfandflasche" sind die umwelt- und klimagerechten Verpackungen zu erkennen. Mehrwegflaschen können aus Glas oder PET sein.

Seit dem 01.01.22 muss für eine pfandpflichtigen Einweg-Verpackung ein Pfand von einheitlich 25 Cent bezahlt werden. Das Mehrwegpfand beträgt meist 8 oder 15 Cent.

Genaueres finden Sie hier (Verbraucherzentrale) oder hier (Deutsches Pfandsystem GMBH).

 

 

Getränkekartons werden immer wieder als umweltfreundlich beworben. Recherchen der Deutschen Umwelthilfe zeigen, dass das Recycling kaum zu machen ist. Die Behälter sind aus sog Verbundmateialien: Die tatsächliche Recyclingquote liegt bei ca. 30 %: www.duh.de/Getraenkekartons (Deutsche Umwelthilfe)

sind am Kennzeichen der Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG) zu erkennen. Sie sind meist aus dem Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat). Von Mehrweg-Kunststoffflaschen unterscheiden sie sich dadurch, dass das PET dünner ist (es muss ja nur eine einmalige Verwendung aushalten).

Für Einweggetränkeverpackungen ist ein Pfand von 25 Cent gesetzlich vorgeschrieben ("Dosenpfand"). Dieses Pfand halten viele Verbraucher für ein Zeichen, dass wiederverwertet wird. Dem ist aber leider nicht so. Eingeführt wurde die Regelung um die Mehrwegquote zu erhalten - ein Ziel, dass seit Jahren nicht erreicht wird - und der Vermüllung durch Dosen und Flaschen entgegen zu wirken.

Geschäfte, die Getränke in pfandpflichtigen Einwegverpackungen verkaufen, müssen die Einwegverpackungen der jeweiligen Materialart auch zurücknehmen. Eine Metalldose kann deshalb nur dort zurückgegeben werden, wo auch Dosen verkauft werden.

Glas muss vor Bruch geschützt werden. Diese Aufgabe übernimmt bei "Emil" ein Thermobecher aus Polypropylen, der den Inhalt auch eine gewisse Zeit kühl oder warm hält. Eine wattierte Stoffhülle hält alles zusammen. Damit ist diese Trinkflasche auch für Schulen und Kindertagesstätten geeignet. Es gibt sie in verschiedenen Größen und in sehr vielen Designs.

www.emil-die-flasche.de

Kaufen Sie Getränke in Glas-Mehrwegflaschen von Anbietern aus der Region. Damit unterstützen Sie die heimische Wirtschaft (die nach wie vor Getränke in Mehrwegflaschen anbietet) und entlasten die Umwelt und das Klima durch kurze Transportwege "Mehrweg ist Lebensgrundlage für regionale kleine und mittelständische Unternehmen wie Brauereien, Saftkeltereien und Mineralbrunnen, die die deutsche Getränkevielfalt ausmachen. Diese Vielfalt ist weltweit einzigartig." 

www.duh.de/mehrweg

Bildnachweis

Glasscherben: "Aktionsforum Glasverpackung" www.glasaktuell.de

Mehrrwegflaschen: Margarete Rühl

Altglassammlung: "Aktionsforum Glasverpackung" www.glasaktuell.de

Glasflaschen: "Aktionsforum Glasverpackung" www.glasaktuell.de

Weiterführende Infos

Bundesverband Glasindustrie e.V.
Bildungsangebote für Grundschulen zum Thema Abfallvermeidung, -entsorgung und Recycling

Das Bundesumweltministerium bietet Bildungsmaterialien für Grundschulen rund um das Thema Abfall. Anhand der Arbeitsblätter können Kinder lernen, wie sie Abfälle vermeiden und damit Ressourcen schonen, wie sie Müll richtig entsorgen und warum es so wichtig ist, dass Wertstoffe wieder in den Wirtschaftskreislauf gelangen. Die Bildungsmaterialien vermitteln Lerninhalte alltagsnah - mit Experimenten, Spielen und Beobachtungen

https://www.bmuv.de/publikation/abfall-arbeitsheft-fuer-schuelerinnen-und-schueler-grundschule

und

https://www.umwelt-im-unterricht.de/suche/?tx_solr%5Bfilter%5D%5B0%5D=keyword%3AM%C3%BCll&cHash=a83ed0c9c0fe6bc3ea5063c66ea9a840

Kinderbuch "Nachrichten aus der Tonne" und Kinderspiel "Willi Wurm"

Kinder begeben sich mit Leo und Polly auf die Spuren des Abfalls. Woher kommt er, wo ist er zu finden und wie vermeidet man Abfall.
Kostenlos zu bestellen oder als Download unter:

www.umweltbundesamt.de/publikationen

https://www.williwurm.de/

 

  • Umweltbundesamt (2014). Abfälle im Haushalt. Vermeiden, Trennen, Verwerten. Kostenlos zu bestellen und als Download unter:
    www.umweltdaten.de/uba-info-medien
  • Soyez, K./ Baier, D. (2009). Weniger Abfall, mehr Wert. Müllvermeidung, Recycling, Second Hand und Co. Berlin. Beuth Verlag.

Verwandte Themen