Umwelt und Nachhaltigkeit

Biozide und Holzschutzmittel

Hintergrund

Biozide

Biozide sind Wirkstoffe und Zubereitungen, die auf chemischem oder biologischem Wege Schadorganismen oder Schädlinge (wie Motten, Holzwürmer, Mäuse etc.) abschrecken, unschädlich machen oder zerstören sollen. Lebensmittel, Bedarfsgegenstände, Baumaterialien (Holz) und andere Produkte sollen durch Biozide vor Schädigungen geschützt und damit die Hygiene gewährleistet werden. Biozidprodukte können einen oder mehrere Biozid-Wirkstoffe enthalten.

Seit Mitte 2005 unterliegen die Biozidprodukte einer Zulassungspflicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung bewertet die Wirkstoffe nach ihrer gesundheitlichen Verträglichkeit.

Biozide finden sich in vielen verschiedenen Podukten des Alltags: in Waschmittel, Unterwäsche, Einlegesohlen und antibakteriellen WC-Deckeln, Teppichen, Mottenschutzmitteln oder auch in Farben und Lacken als Konservierungsstoffe. Neben PCP, gehören Formaldehyd und Permethrin (oftmals in Bezugsstoffen aus Wolle, in Wollteppichen und -teppichböden) als Mottenschutzmittel u.a. zu den Bioziden.

Zu den bekanntesten Biozidprodukten zählen Holzschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Im Folgenden wird der biozide Wirkstoff in Holzschutzmitteln beschrieben.

Holzschutzmittel

 

In erster Linie sollen Holzschutzmittel vor Befall durch Pilze oder Insekten schützen. In den 70er und 80er Jahren kamen Klagen über gesundheitliche Beschwerden und gravierende Erkrankungen an die Öffentlichkeit, die in Verbindung mit Holzschutzmitteln gebracht wurden.

Was sind Holzschutzmittel?

Holzschutzmittel sind Zubereitungen mit bioziden Wirkstoffen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten sowie gegen holzverfärbende Organismen (Bläuepilze). Zu unterscheiden sind vorbeugende Holzschutzmittel zur Vermeidung eines Befalls und bekämpfende Holzschutzmittel gegen einen bereits eingetretenen Befall durch Insekten.

Häufig werden diese in Kombination mit so genannten Fungiziden (Pilzgifte): PCP (Pentachlorphenol), Tributylzinn-Verbindungen, Chlorthalonil oder auch mit Insektiziden, wie Lindan, Endosulfan, Permethrin (Pyrethroide), Ethylparathion u.a. verwendet.

Einsatz im Innenraum

Im Innenraum ist ein Einsatz von chemischen Mitteln zum Holzschutz in aller Regel unnötig, da bereits die üblichen raumklimatischen Bedingungen sowie die Qualität des Holzes einem Befall durch Schädlinge vorbeugen. Die im Innenbereich von Häusern und Wohnungen verwendeten Holzschutzmittel lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen:

  1. Wasserlösliche (anorganische) Salze und Salzgemische von Arsen- Bor-, Chrom-, Fluor- und Kupfer. Diese Verbindungen sind zwar hochtoxisch, aber nicht flüchtig und somit für die Innenraumluft von untergeordneter Bedeutung.
  2. Ölige (organische), lösemittelhaltige Präparate. Diese Holzschutzmittel sind auf Grund ihrer Flüchtigkeit in der Raumluft wiederzufinden, reichern sich im Hausstaub an und lassen sich auch im Blut und Urin der Bewohner nachweisen.

Da Holzschutzmittel bis 2003 nicht amtlich zugelassen werden mussten, ist die Zahl der verschiedenen Produkte kaum zu überblicken. Der Industrieverband Bauchemie schätzt die Zahl der Holzschutzmittel auf ca. 2.500 Produkte mit etwa 700 verschiedenen Holzgiften.

Gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen

Fast alle Holzschutzmittel verursachen unspezifische Symptome, wie Kopfschmerzen und Übelkeit. Gravierendere Wirkungen gehen allerdings von den oben genannten Inhaltsstoffen aus, von denen einige bereits gesetzlich verboten wurden. Einige Substanzen stehen unter Verdacht krebserregend zu sein.

Fungizide

  • PCP (Pentachlorphenol): bis in die 1980er Jahre fand dieser Stoff breite Verwendung. Der Einsatz von PCP ist seit 1989 verboten, aufgrund der von ihm ausgehenden Gefahr, Schäden an Leber, Niere und an der Haut hervorzurufen.
  • Tributylzinn-Verbindungen: Zwar nimmt die Bedeutung als Wirkstoff in Holzschutzmitteln ab, chronische Belastungen an Leber und Niere, sowie des Nervensystems, sind nach wie vor auf seine Verwendung zurück zu führen.
  • Chlorthalonil: Bei diesem Inhaltsstoff handelt es sich um eine noch relativ unerforschte Substanz, die vermutlich Krebs erregende Wirkung hat.

Insektizide

  • Lindan: Dieser Stoff wird hauptsächlich als Holzschutzmittel verwendet und kann bei erhöhter Exposition zu Bauchschmerzen, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel führen, sowie Schädigungen am Nervensystem (Krämpfe, Lähmungen etc.) verursachen. Verdacht auf kanzerogene Wirkung
  • Endosulfan: Langzeitwirkungen sind bei diesem Stoff noch weitgehend unbekannt, trotzdem gilt er als äußerst giftig.
  • Permethrin (Pyrethroide): Am häufigsten wird diese Substanz in Holzschutzmitteln verwendet. Einatmen kann zu Gesundheitsschäden führen. Weitere Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, aber auch Schädigungen am Nervensystem. Ähnlich wie Lindan gilt er als krebserregend.
  • Ethylparathion gehört zu den gefährlichsten Nervengiften. Aufgrund seiner höchst gesundheitsschädigenden Wirkung wird er mittlerweile nicht mehr eingesetzt.

Abhängig von der Holzart dringen die Schadstoffe unterschiedlich tief in das Holz ein und setzen dementsprechend lange Zeit Gase frei. Ausschlaggebend ist auch die Größe der behandelten Fläche; daraus ergibt sich die Konzentration in der Raumluft. Die Giftstoffe werden über einen langen Zeitraum abgegeben, meist sogar über Jahrzehnte. So können sogar bereits verbotene und nicht mehr eingesetzte Stoffe für die Vergiftung im Wohnraum verantwortlich sein. Wegen der langjährigen Haltbarkeit war chemischer Holzschutz bis 1990 vorgeschrieben.

Rat und Tat

Wie können giftige Stoffe im Holzschutzmittel nachgewiesen werden?

Durch eine Analyse des Hausstaubes oder auch des Materials selbst können Spuren der Schadstoffe nachgewiesen werden. Dazu wird eine so genannte Hausstaub- bzw. Materialanalyse vorgenommen. Um Vergiftungen in der Innenraumluft zu ermitteln, wird die Raumluftkonzentration gemessen, sehen Sie hierzu auch die Informationen des Themas Schadstoffuntersuchungen an.

Tipps rund um die Vermeidung von Holzschutzmitteln in Innenräumen

Aus gesundheitlichen Vorsorgegründen ist in Wohn- und Aufenthaltsräumen auf eine vorbeugende Holzschutzmittelbehandlung zu verzichten. Ein Schädlingsbefall ist bei warmem bzw. trocknem Raumklima äußerst unwahrscheinlich. Alle holzbefallenden Pilzarten benötigen für ihr Wachstum eine Holzfeuchte von wenigstens 20% - ein Wert, der in beheizten Räumen kaum erreicht wird.

Auch im Badezimmer geht es ohne Holzschutzmittel

  • Pilzresistenteres Kernholz, z.B. von Eiche oder Lärche, verbauen
  • Nach dem Baden oder Duschen gut lüften. Dies vermeidet auch Schimmelpilzbildung
  • Holzvertäfelte Flächen immer mit gewissem Abstand zur Wand setzen, damit das Holz von allen Seiten gut belüftet wird und Feuchtigkeit schnell wegtrocknen kann (Hinterlüftung)
  • Verwenden Sie nur gut ausgetrocknetes Holz. Feuchtes Holz wird eher von Schädlingen befallen
  • Spritzwasserkontakt stets vermeiden (z.B. direkt über der Duschkabine nicht holzverkleiden)
  • Lösemittelarme Wachse oder Holzlasuren ohne biozide Wirkung reichen zur Farbgebung oder Oberflächenbehandlung aus
  • Im Saunabereich muss Holz immer unbehandelt bleiben!

(Der Homepage des Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit entnommen www.apug.de).

 

Weitere Hinweise gegen Raumluftbelastung durch Holzschutzmittel

Da sich die Wirkstoffe des Holzschutzmittels überall in der Wohnung und (Möbel, Tapeten, Teppiche, Wäsche, Büchern etc.) verteilen, müssen gegebenenfalls Gebrauchsgegenstände entsorgt werden. Hilfreich ist auch das regelmäßige Lüften und die feuchte Reinigung aller Oberflächen. Zusätzlich, aber nur als Übergangslösung gedacht, kann eine Abdichtung der Schadstoffquelle vorgenommen werden. Dafür kommen bestimmte Abschirmlacke und Metall- oder Kunststofffolien in Frage. Die konsequente Vorgehensweise ist jedoch, die Entfernung des mit Holzschutzmitteln behandelten Holzes.

RAL-Gütesiegel für gesundheitsverträglichere Produkte

Dieses Gütezeichen wird seit 1986 vom Deutschen Institut für Gütersicherung und Kennzeichnung e.V. vergeben. Es gilt für alle Holzschutzmittel, die Sie auf nichttragenden Holzbauteilen, wie zum Beispiel Fassadenverkleidungen, anwenden können.

Holzschutzmittel mit dem RAL-Zeichen sind wirksam gegen Holzschädlinge und, bei empfohlener Verwendung, gesundheitlich unbedenklicher als andere Produkte. Achten Sie deshalb beim Kauf von Holzschutzmitteln auf das RAL-Gütesiegel.

Schadstoffregister Thru.de

  • Schadstoffe, Abfälle, Industriebranchen
  • Emissionen aus diffusen Quellen
  • Rechtliche Grundlagen

"Das Portal Thru.de ist ein Register über Schadstoffe und deren Freisetzungen in die Umwelt. Jede und jeder kann sich in diesem Register darüber informieren, mit wie viel Schadstoffen einzelne Betriebe die Luft, den Boden und die Gewässer belasten. Hier kann man auch nachlesen, wie viele und welche Schadstoffe (über die Kanalisation) in externe Kläranlagen gelangen sowie Daten über die Menge entsorgter gefährlicher und nicht-gefährlicher Abfälle finden.

Das Register informiert über Emissionen von insgesamt 91 Schadstoffe und Schadstoffgruppen, die maßgeblich zu Luftverschmutzung, Klimaveränderung und Gewässerbelastung beitragen."

www.thru.de

Bildnachweis

Holztreppe: © Rainer Sturm / PIXELIO

Weiterführende Infos

  • Gerd Zwiener, G./ Lange, F-M. (2011). Gebäude-Schadstoffe und Gesunde Innenraumluft. Berlin. Erich Schmidt Verlag.
  • Schmitz-Günther, T. (2007). Wenn Wohnen krank macht. Schadstoffe erkennen, beseitigen, vermeiden. München: Südwest Verlag
  • Zwiener, G./ Mötzl H. (2006). Ökologisches Baustofflexikon. Bauprodukte. Chemikalien. Schadstoffe. Ökologie. Innenraum. Heidelberg. C.F.Müller Verlag.
  • Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (2003). Vebraucherleitfaden Holzschutzmittel
    www.apug.de/archiv/pdf

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