Hintergrund
Die Gentechnik ist ein Teilgebiet der Biotechnologie. Sie ermöglicht es gezielt in das Erbgut und/oder in die biochemischen Steuerungsvorgänge von Lebewesen und Viren einzugreifen. Weil alle Lebewesen den gleichen genetischen Code benutzen, ist es möglich damit Artgrenzen zu überwinden. So wurde beispielsweise dem Mais MON810 der US-Firma Monsanto die Erbsubstanz eines Bakteriums eingebaut, wodurch die Pflanze permanent ein Gift produziert, das die Larven des Schädlings Maiszünslers tötet. Genetisch veränderter Soja, der oft an Nutztiere verfüttert wird, besitzt die Eigenschaft, unempfindlich gegenüber Unkrautvernichtungsmitteln zu sein.
Diese und ähnliche Anwendungen genetischer Verfahren in der Pflanzenzüchtung werden als grüne Gentechnik oder Agrar- bzw. Agrotechnik bezeichnet. Außerdem gibt es die gelbe/ rote Gentechnik; die Anwendung der Genetik in der Medizin sowie die graue/ weiße Gentechnik; die Anwendung in der Industrie.
Als Vorteile werden eine Verbesserung des Saatgutes, die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung durch Ertragssteigerungen und die einfachere Herstellung von Medikamenten genannt.
Gegner - Umweltverbände wie Greenpeace oder Naturschutzbund NABU, viele Bauern, die Verbraucherzentralen und eine große Mehrheit der Bundesbürger halten die Gentechnik für zu gefährlich und unkalkulierbar
Es gibt keine Langzeiterfahrungen mit diesem weitreichenden Eingriff in die natürlichen Vorgänge.
Einmal in die Natur freigesetzte genetisch veränderte Organismen sind nicht wieder zurückzuholen. Die Folgen können unabsehbare Risiken und Gefahren beinhalten, deren Auswirkung auf die Umwelt immens sein könnten. Es ist zu erwarten, dass schon wenige Eingriffe alle Bereiche der Natur betreffen werden. Genpflanzen können, wie andere Pflanzen auch, ihre Eigenschaften durch Pollenflug oder Insekten auf andere Pflanzen übertragen. So können Ökosysteme durcheinander geraten, Wildformen vernichtet und Kreuzungen mit Wildformen möglich werden. Die Auswirkungen auf den tierischen und menschlichen Organismus sind nicht bekannt. Es ist möglich, dass vermeintlich vorteilhafte Veränderungen der Gene in der Nahrung Krankheiten und Allergien bei Menschen auslösen können.
Weitere Meinungen und Informationen zum Für und Wider der Gentechnik finden Sie unter dem Link: www.3sat.de/nano. Um immer die aktuellen Beiträge zu finden, bitten wir darum den Begriff "Gentechnik" in die Suchmaschine oben rechts auf der angegebenen Seite einzutragen.
Rat und Tat
Kennzeichnung vorgeschrieben aber nur schwer zu erkennen!
Alle Produkte, insbesondere Lebens- und Futtermittel, die aus einem gentechnisch veränderten Organismus etwa einer gentechnisch veränderten Pflanze oder gentechnisch veränderten Mikroorganismen bestehen oder aus solchen hergestellt wurden, müssen gekennzeichnet werden. Auch dann, wenn im Endprodukt der verwendete gentechnisch veränderte Organismus nicht mehr nachweisbar ist.
Diese Kennzeichnungspflicht wird aber nicht verbraucherfreundlich umgesetzt. Der Hinweis findet sich versteckt in der Zutatenliste und lautet zum Beispiel "genetisch verändert", "aus genverändertem Mais" oder "enthält aus gentechnisch veränderten Sojabohnen hergestelltes Sojaöl".
Viele Ausnahmen - lückenhafte Kennzeichnungspflicht
Gerade Lebensmittel-Bereiche, bei denen die Anwendung der Gentechnik weit verbreitet ist werden von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen.
Alle Produkte, bei denen der genveränderte Anteil unter dem Schwellenwert von 0,9 Prozent bleibt müssen nicht gekennzeichnet werden.
Gleiches gilt für Fleisch, Milch, Eier und andere tierische Lebensmittel, bei deren Herstellung Futtermittel aus genveränderten Pflanzen verwendet wurden. Dabei bestehen handelsübliche Futtermittel etwa auf Sojabasis mittlerweile zu 40-60 Prozent aus genveränderten Sojapflanzen.
Für Lebensmittelenzyme, Aromen und weitere Zusatzstoffe, die mit genveränderten Mikroorganismen hergestellt werden, gilt zwar die Kennzeichnungspflicht. In der Praxis beschränkt sich die Pflicht aber nur auf wenige Zusatzstoffe.
Weitere Informationen zur Kennzeichnungspflicht bzw. den Ausnahmen finden Sie unter www.transgen.de/kennzeichnung.
Einen genauen Einblick in das Gentechnikgesetz erhalten Sie auf der Seite www.transgen.de/recht/gesetze.html.
"Ohne Gentechnik" Siegel
Das Zeichen "Ohne Gentechnik" (s. rechts unten) dürfen all jene Lebensmittel tragen, die ohne Gentechnik im Sinne des EG-Gentechnik-Durchführungsgesetzes produziert wurden.
Das bedeutet:
- dass das Lebensmittel und die verwendeten Lebensmittelzutaten keine gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) sind und auch nicht aus GVOs hergestellt wurden;
- keine durch GVOs hergestellte Zutaten, Lebensmittelzusatzstoffe oder Verarbeitungshilfsstoffe, Aromen, Vitamine, Aminosäuren oder Enzyme, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt wurden, für Lebensmittel verwendet wurden.
- Für Lebensmittel tierischen Ursprungs, die mit dem Label "Ohne Gentechnik" gekennzeichnet werden gilt darüber hinaus, dass
- den Tieren keine als "genetisch verändert" gekennzeichneten Futtermittel verfüttert worden sein dürfen; das heißt für Futtermittelzusatzstoffe, die GVOs sind oder aus GVOs hergestellt wurden, gilt ein striktes Verwendungsverbot.
Während die Formulierung "ohne Gentechnik" von jedem Anbieter so hergestellter Produkte verwendet werden darf, wird das "Ohne-Gentechnik-Logo" nur auf Antrag durch den "Verband Lebensmittel ohne Gentechnik" vergeben."
Quelle und vertiefende Informationen unter www.label-online.de.
Wie vermeide ich Gentechnik in Lebensmitteln?
- Bevorzugen Sie Produkte aus biologischem Anbau, bei ihnen ist jeglicher Einsatz von Gentechnik ausdrücklich verboten. Schauen Sie dazu auf die Seiten Gütesiegel und Ökologische Landwirtschaft.
- Wenn möglich, kaufen Sie Lebensmittel direkt beim Bauern, lassen Sie sich garantieren, dass z. B. kein gentechnisch erzeugtes Futtermittel verwendet wird.
- Meiden Sie Fertiggerichte. Je stärker ein Produkt verarbeitet ist, um so wahrscheinlicher ist es, dass Bestandteile (Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Verarbeitungshilfsstoffe, z.B. Enzyme) enthalten sind, die mit Hilfe von Gentechnik hergestellt worden sind. Die Kennzeichnungspflicht gilt hier nicht.
- Fordern Sie eindeutig gentechnikfreie Lebensmittel in Geschäften, in der Kantine, in Restaurants und gegenüber Politikern. Ihre Meinung zählt!
Gen-Lebensmitteln auf der Spur, die TransGen-Datenbank
Wenn Sie wissen wollen, bei welchen Lebensmitteln oder Pflanzen Gentechnik eine Rolle spielen könnte, hilft die Datenbank "Transparenz für Gentechnik bei Lebensmitteln" www.transgen.de. Geben Sie dort unter der Rubrik Datenbanksuche den Namen einer Pflanze, eines Lebensmittels, einer Zutat oder eines Zusatzstoffes ein. Sie erhalten ausführliche Informationen über Verwendung, den Einsatz von Gentechnik, Kennzeichnung u.a.m.
Einkaufsratgeber "Essen ohne Gentechnik"
Der Ratgeber bietet Ihnen:
Ein vergleichendes Ranking der Supermärkte: Wer geht voran bei der Vermeidung von Gen-Pflanzen im Tierfutter. Wer hinkt hinterher?
Eine Liste der Eigenmarken, die bereits ohne Gentechnik in der Fütterung auskommen.
Viele generelle Informationen zum Thema Gentechnik im Essen und auf dem Acker.
Zwei Aktionspostkarten, mit denen Sie Supermärkte auffordern können, zukünftig auf Gen-Pflanzen im Tierfutter zu verzichten.
Quelle und Bestelladresse des kostenlosen Ratgebers im praktischen Taschenformat: service.greenpeace.de/gentechnik_ratgeber
Allergiker, Vorsicht!
Vor allem für Allergiker kann die Gentechnik zu besonderen Problemen führen.
Lebensmittelallergien werden in der Regel von bestimmten Nahrungsmitteln bzw. deren Inhaltsstoffen ausgelöst. Betroffene Personen richten sich darauf ein, meiden eben diese Stoffe. Durch Gentechnik kann es zu neuen Zusammensetzungen kommen. Allergieauslösende Stoffe können daher auch in Lebensmitteln auftauchen, in denen sie nicht erwartet werden. Die Reaktion beim Allergiker wäre die gleiche, wie bei dem eigentlich allergieauslösenden Stoff.
Dem könnte nur eine strenge, genaue Kennzeichnungspflicht entgegen wirken.
Ein Gen ist in einem Organismus selten nur für eine Eigenschaft zuständig. Seine Veränderung kann deshalb unvorhergesehene Folgen haben. Durch die Genmanipulation entstehen teilweise ganz neue Proteine in den Pflanzen, mit neuen unerwarteten Eigenschaften. Sie können Auslöser für neue Allergien sein.
Genauere Informationen zu diesem Themenbereich finden Sie auf der Seite www.transgen.de/sicherheit/gesundheit
Aus Ostwestfalen-Lippe
Gentechnikfreie Region Versmold
Im Januar 2005 gründeten Landwirte im Kreis Gütersloh die Gentechnikfreie Region Versmold.
Die Initiative ging vom Landwirtschaftlichen Ortsverband aus, der der Auffassung ist, dass der jetzige Pflanzenschutz ausreicht und für Landwirte keine Vorteile aus dem Anbau von genveränderten Pflanzen zu erkennen sind. Mehr als 25 Landwirte haben eine entsprechende Erklärung unterschrieben, in der sie sich verpflichten, kein gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut einzusetzen.
Größe: ca. 250 ha landwirtschaftliche Fläche
Kontakt: Hans-Hermann Strangmann, Tel. 05423/2431
Weitere Informationen zu gentechnikfreien Regionen erhalten Sie unter www.boelw.de/freie-regionen und unter www.gentechnikfreie-regionen.de.
Bildnachweis
Maisfeld: © Michael Bührke / www.pixelio.de
Gentechnikfreie Zone: © Jiry / www.pixelio.de
Weiterführende Infos
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt OWL testet auf Genveränderungen
Um im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung die Einhaltung der Kennzeichnungspflicht zu überprüfen, werden sowohl Lebens- als auch Futtermittel auf das Vorhandensein gentechnischer Veränderungen qualitativ und quantitativ analysiert.
Diese Leistungen im Bereich des Verbraucherschutzes können allerdings nicht direkt, sondern nur mittelbar über die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter der Kreise und kreisfreien Städte in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen unter www.cvua-owl.de
Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
In dem Register sind Flächen verzeichnet, auf denen gentechnisch veränderte Pflanzen regulär angebaut oder zu wissenschaftlichen Zwecken freigesetzt werden. Es ist eine Datenbank, die Interessierten und Betroffenen eine Sortierung der Datensätze nach Art des gentechnisch veränderten Organismus, Anbau- beziehungsweise Freisetzungsjahr oder nach Ort oder Postleitzahl ermöglicht.
Tipps, Anregungen und Materialien für Lehrer und Schüler
Kritische Informationen zum Thema Gentechnik für den Unterricht
Informationen und Materialien für den Unterricht
Unterrichtsmaterial über Risiken der Gentechnik in der Landwirtschaft
Eine CD-Rom mit Unterrichtsmaterial für Schulen die über Risiken der Gentechnik in der Landwirtschaft informiert, erhalten Sie unter
- Gen-ethisches Netzwerk e.V.
www.gen-ethisches-netzwerk.de/ - TransGen
www.transgen.de - Umweltinstitut München
www.umweltinstitut.org/gentechnik - Greenpeace
www.greenpeace.de/gentechnik - Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
www.bvl.bund.de - Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
www.efsa.europa.eu - Informationsdienst Gentechnik
www.keine-gentechnik.de - Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
www.bmel.de
- Jennifer Doudna und Samuel Sternberg (2018) Eingriff in die Evolution. Die Macht der CRISPR-Technologie und die Frage, wie wir sie nutzen wollen. Übersetzt von Sebastian Vogel. Springer Verlag, 265 Seiten
- Kempken, F./ Kempken, R. (2012). Gentechnik bei Pflanzen - Chancen und Risiken Springer-Verlag. Berlin
- Annas, M./Brones, G. (2009). Genfood. Nein danke. Das aktuelle Handbuch. Orange-Press Verlag. Freiburg
- Schmid, R. D.(2006). Taschenatlas Biotechnologie und Gentechnik (2. Auflage). Wiley-Vch-Verlag. Weinheim
- Regenass-Klotz, M.(2005). Grundzüge der Gentechnik-Theorie und Praxis (3. erw. u. überarb. Auflage). Birkhäuser-Verlag. Basel (im Internet als E-Book: www.uni-muenster.de/ZBMed/recherche/buecher/online-lehrbuecher.html)
- Smith, J. M. (2004). Trojanische Saaten. GenManipulierte Nahrung - GenManipulierter Mensch. Riemann Verlag. München