Hintergrund
Phänomen Schwarze Wohnung
Erstmals bekannt wurde das Phänomen Schwarze Wohnung in den 90er Jahren, als vermehrt Klagen über schwarze Flecken an Wänden, Decken oder auch an Möbeln laut wurden. Ausschließlich in der Heizperiode entwickelten sich ähnliche Schmierfilme in den Innenräumen, die Rückständen eines Schwelbrandes ähnelten. Wie das Umweltbundesamt in einer statistischen Untersuchung 1996 feststellen konnte, handelte es sich fast ausschließlich um zuvor renovierte Wohnungen oder neu gebaute Häuser.
Wie entsteht der Fogging-Effekt?
Da die Baustoffindustrie seit Jahren bestrebt ist, auf Lösungsmittel flüchtig organischer Verbindungen (VOC) zu verzichten, kommen zunehmend schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC) zum Einsatz. Diese sind geruchslos und sollen dadurch für den Verbraucher als unbedenklich für die Gesundheit gelten. Sie werden nicht als Lösungsmittel deklariert, was enorme Medien- und Vermarktungsvorteile für die Hersteller mit sich bringt.
Wird der Wohnraum beheizt, so können diese SVOC aus Tapeten, Wandfarben etc. entweichen und setzen sich in kälteren Raumteilen (Fensterbank, Ecken, Decken) als schmieriger Film ab. In Zusammenhang mit Staub werden die schwarzen Flecken sichtbar. Auch Weichmacher, die aus Bodenbelägen oder Rinrichtungsgegenständen entweichen stehen im Verdacht mit verantwortlich für das Fogging zu sein.
Oftmals werden Ursachen für den Fogging-Effekt benannt, welche gar keine sind, wie z.B. Einwirkungen von außen durch Emissionen von Industrieanlagen oder Rußablagerungen von Öfen und Kaminablagerungen.
Gesundheitliche Risiken
Nach aktuellem Forschungsstand sind keine gesundheitsschädlichen Einwirkungen durch Fogging-Ablagerungen bekannt. Die eingeatmeten Stoffe können jedoch, laut Umweltbundesamt, zu kurzfristigen Reizungen des Rachenraumes führen.
Rat und Tat
In erster Linie muss festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um Fogging handelt. Dann müssen die Quellen festgestellt und entfernt werden. Das Umweltbundesamt rät, die Ablagerungen durch eine nasse Reinigung mit Spülmittelzusätzen, Kunststoffreinigern und ähnlichem zu beseitigen. Bloßes Überstreichen der befallenen Stellen hilft dagegen nicht. Ebenfalls empfehlenswert ist die Entfernung von alten Tapeten und Farben, die Verwendung von tatsächlich lösungsmittelfreien Produkten sowie das das Heiz- und Lüftverhalten zu überprüfen (regelmäßiges Stoßlüften, gleichmäßiges Heizen der Wohnräume).
Sehen Sie dazu auch die Informationen auf der Seite Richtig lüften
Mieter müssen ihren Vermieter informieren
Der Vermieter ist für die Beseitung der Mängel, die durch den Fogging-Effekt entstanden sind, verantwortlich. Mieter können auch Mietminderungen vornehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Vermieter eindeutig der Verursacher des Foggings ist. Häufig wird das sehr schwer nachzuweisen sein, da die Ursachen dieses Effektes ja noch nicht wirklich geklärt sind.
Weiterführende Infos
- Orientierungswerte für Inhaltsstoffe von Raumluft und Hausstaub (März 2005). Eine PDF-Datei der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e.V. (AGÖF e.V.)
www.agoef.de/orientierungswerte - Umweltbundesamt
www.umweltdaten.de/fogging
- Zwiener, G./ Lange, F-M. (2011). Gebäude-Schadstoffe und Gesunde Innenraumluft. Berlin. Erich Schmidt Verlag.
- Umweltbundesamt (2006). Attacke des schwarzen Staubes - Das Phänomen Schwarze Wohnungen. Ursachen - Wirkungen - Abhilfe www.umweltdaten.de/publikationen.pdf (dort Download als PDF möglich).
- Zwiener, G./ Mötzl H. (2006). Ökologisches Baustofflexikon. Bauprodukte. Chemikalien. Schadstoffe. Ökologie. Innenraum. Heidelberg. C.F.Müller Verlag.
- Umweltbundesamt (Hrsg.) (2005). Gesünder wohnen aber wie, Praktische Tipps für den Alltag. Berlin: KOMAG mbH. (Broschüre)
- Moriske, H.-J./ Beuermann, R. (2004). Schadstoffe in Wohnungen: Hygienische Bedeutung und rechtliche Konsequenzen. Berlin: Grundeigentum-Verlag.