Umwelt und Nachhaltigkeit

Regenwassernutzung

Hintergrund

Grund- oder Oberflächenwasser wird aufwendig aufbereitet damit es die benötigte Qualität, gemäß den Anordnungen der Trinkwasserverordnung erhält. Erst danach gelangt es zu den privaten Haushalten, kommunalen Einrichtungen, zu Gewerbe und Industrie.

Dieses Trinkwasser wird aber nicht nur zum Trinken oder zur Körperreinigung verwendet, sondern auch zur Textil-, Hausrat- und Gebäudereinigung, zur Toilettenspülung und zur Gartenbewässerung. Muss für all diese Bereiche das aufbereitete Trinkwasser verwendet werden?

Wenn man den weiter sinkenden Grundwasserspiegel und die steigenden Trinkwasserpreise mit einbezieht, ist die Antwort sicherlich: NEIN! Das Wasser der Toilettenspülung braucht nicht den gleichen Anforderungen zu genügen wie das Wasser für den Kaffee. Der Einsatz von Regenwasser ist hier, wie auch bei der Wäsche- und Gebäudereinigung sinnvoll und jeder Haushalt kann so etwa 30% des Trinkwasserverbrauchs einsparen.

Rat und Tat

Regenwasserversickerung

Durch die enorme Bebauung und Versiegelung der Flächen wird die Regenwasserversickerung auf natürlichem Wege immer weiter eingeschränkt. Dadurch wird das Gleichgewicht des Wasserhaushaltes in der Natur stark gestört. Austrocknung der Böden, Verringerung von Grundwasserneubildung und eine damit verbundene Grundwasserspiegelsenkung, Veränderungen des (Klein)Klimas und größere Hochwassergefahr sind die Folgen.

Ausgleich kann geschaffen werden, indem versiegelte Flächen wieder geöffnet und Versickerungsflächen neu erstellt werden, so dass Regenwasser auf natürlichem Wege abfließen kann. Ist eine vollständige Öffnung der versiegelten Flächen nicht möglich, können verschiedene Versickungshilfen eingesetzt werden. die untereinander kombinierbar sind. Die gebräuchlichsten sind:

  • Flächenversickerung ( Wasser versickert auf ebener Fläche)
  • Muldenversickerung (Regenwasser versickert in einer leichten Vertiefung von etwa 15-40cm Tiefe)
  • Beckenversickerung (Regen wird in einer tieferen Mulde (mehr als 40 cm) gesammelt und versickert)
  • Rohr- und Rigolenersickerung (Wasser wird in einen mit gut durchlässigen Baustoff (z.B. Kies, Schotter) gefüllten Graben gesammelt und über ein Rohr- oder Rigolensystem (durchlöchert) unterirdisch im Boden verteilt)
  • Schacht- oder Brunnenversickerung (über ein mindestens 1,50 m tiefen Schacht/Brunnen, selbst perforiert oder nach unten hin mit einer Filterzone geöffnet, wird Wasser gesammelt)

Regenwassernutzung im Haushalt

Die einfachste Form der Regenwassernutzung ist die Regenwassertonne. Sie kann im Garten für die Bewässerung eingesetzt werden. Über das Fallrohr der Regenrinne wird das Wasser aufgenommen und gespeichert. Der Zulauf erfolgt über eine Regenklappe, die mit einer Wasserrutsche (Handbetätigung) oder einer automatischen Regenwasserweiche verbunden ist. Sie wird am oberen Rand der Tonne eingebaut, um den Zulauf zu ermöglichen. Entnommen werden kann das Wasser entweder durch abschöpfen, per Auslassventil oder mit einer Tauchpumpe.

Um in größeren Maße Regenwasser im Haushalt nutzen zu können, braucht es eine Regenwasseraufbereitungsanlage: die Regenwasserzisterne. Aus ihr wird das Regenwasser über ein eigenes, vom Trinkwasser getrenntes Rohrsystem ins Gebäude geleitet. Fällt längere Zeit kein Regen, wird automatisch auf das Trinkwassernetz umgeschaltet. Zeitgemäße Filteranlagen reinigen das Regenwasser soweit, dass es für die Toilettenspülung oder zur Gartenbewässerung genutzt werden kann. Eine weitere Reinigung, z.B. mit Chemikalien ist nicht nötig.

Ebenfalls ist die Wäschereinigung entgegen einiger Meinungen mit Regenwasser möglich. (vgl. Landeshygieneanstalt für Chemie, Hygiene und Veterinärmedizin" in Bremen). Analysen haben gezeigt, dass auch bei Wäsche, die mit niedrigen Temperaturen mit Regenwasser gewaschen wurde, nicht mehr Keime nachweisbar waren, als in konventionell gewaschener Wäsche.

Für alle anderen Zwecke - zum Trinken, bereiten von Speisen, der Reinigung von Geschirr, Besteck und anderen Gegenständen der Küche sowie der Körperpflege - muss aufbereitetes und kontrolliertes Trinkwasser genutzt werden. (siehe Infonetzseite Trinkwasser).

Regenwasserwassernutzungsanlage

Die Regenwassernutzungsanlage wird häufig auch als Regenwasserzisterne bezeichnet. Genau genommen ist dieses jedoch nur der Sammelbehälter, indem das Regenwasser gespeichert wird und somit nur ein kleiner Teil der Anlage. Insgesamt besteht eine Regenwassernutzungsanlage aus folgenden Komponenten:

  • Auffangfläche, geeignet sind ausschließlich Dachflächen
  • Außenfilter vor dem Speicher, um zuerst gröbere, später feinere Schmutzpartikel zurück zu halten (z.B. Fallrohrfilter, Filtersammler)
  • Regenwasserzisterne, als lichtgeschützter und kühlender Speicherbehälter für das Regenwasser, mit geeigneter Wasserführung innerhalb der Zisterne
  • Pumpe, um das Wasser über separate Rohrleitungen zu den jeweiligen Gebrauchsstellen zu befördern
  • Nachspeiseeinrichtung, um bei Bedarf Trinkwasser nachzuspeisen und
  • Anlagensteuerung, als Kontrollgerät zum reibungslosen Ablauf im Betriebssystem

Regenwasserzisternen sind in verschiedenen Materialien und Größen erhältlich. Hierbei kann man zwischen gemauerten Zisternen, Betonzisternen (nur für Außenzisternen) und Tanks aus Kunststoff, Beton oder Stahl von 500 bis 150.000 Liter wählen. Die meist verwendeten Tanks sind zwischen 1000-7500 Liter groß.

Zur Erhaltung der Wasserqualität und zur Selbstreinigung der Regenwasserzisterne sollte die Volumengröße so gewählt sein, dass der Speicher drei- bis fünfmal im Jahr überlaufen kann. Die Größe des Speichervolumens ergibt sich also aus der Größe der nutzbaren Auffangfläche. Ebenfalls muss sie dem Wasserbedarf angepasst sein, um in regenreichen Zeiten so viel Wasser speichern zu können, dass der/die angeschlossenen Verbraucher auch in Trockenperioden mit Regenwasser gespeist werden kann.

Der Einbau der Zisterne sollte unbedingt mit einer sachkundigen Firma erfolgen, da nur sie einen professionellen Einbau und problemfreie Funktion garantieren können. Da es zudem eine Anzeigepflicht der Anlage beim Gesundheitsamt und beim Wasserversorger gibt, können hier gleich auch entsprechende Beratungen für die richtige Nutzung, Wartung, die rechtlichen Rahmenbedingungen u.v.m. in Anspruch genommen werden. Zudem müssen für den Aufbau von Regenwassernutzungsanlagen die Bauordnungen der jeweiligen Bundesländer, sowie die in DIN 1989 "Regenwassernutzungsanlagen" nötigen Sicherheitsabstände zu Trinkwasserleitungen beachtet werden. Informationen bietet die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung www.fbr.de/regenwassernutzungl

Finanzielle Förderung

In NRW wurden Regenwassernutzungsanlagen finanziell unterstützt. Seit 2005 gibt es diese Förderung aber nicht mehr.

Den hohen Anschaffungskosten stehen vergleichsweise geringe Einsparungen gegenüber.

Rein finanziell betrachtet rechnet sich eine umweltfreundliche Regenwasseranlage derzeit meist nicht, so das Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.de).

In manchen Städten und Gemeinden gibt es kommunale Förderprogramme, die den Einbau einer Regenwassernutzungsanlage bezuschussen.

Wer Regenwasser versickern lässt, zahlt oft weniger Gebühren für die Entwässerung des Grundstücks. Genauere Informationen erhalten Sie beim Umwelt- oder Tiefbauamt Ihrer Kommune.

Bildnachweis

Wassertropfen: © H.-G. Oed / Bundesumweltministerium

Wasser im Bach: © Bernd Müller / Bundesumweltministerium

Weiterführende Infos

Beim Aufbau von Regenwassernutzungsanlagen sollte ein Fachbetrieb einbezogen werden. Dieser lässt sich über die Fachvereinigung Betriebs und- Regenwassernutzung e.V. ausfindig machen.

  • Geiger, W. F./ Dreiseitl, H. (2007). Neue Wege für das Regenwasser (2.Auflage) München: Oldenbourg-Verlag
  • Sieker, F./ Kaiser, M., Sieker, H. (2006). Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung im privaten, gewerblichen und kommunalen Bereich, m. CD-ROM, Stuttgart:Fraunhofer Irb Verlag
  • Umweltbundesamt (2005). Versickerung und Nutzung von Regenwasser - Vorteile, Risiken, Anforderungenwww.umweltbundesamt.de

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