Umwelt und Nachhaltigkeit

Textilien/ Kleidung

Hintergrund

Was Globalisierung bedeutet lässt sich an unsere Kleidung aufzeigen.

"Bis wir das neue Kleidungsstück das erste Mal anziehen, hat es schon eine Weltreise hinter sich. Das Design kommt aus Italien, die Knöpfe aus der Schweiz, die Baumwolle aus Ägypten. Der Stoff wird in Indien gewebt, die Farbe stammt aus Kanada, zusammengenäht wird es in El Salvador."

- Kampagne für "Saubere" Kleidung

Durchschnittlich 12 Kilogramm Kleidung kauft sich jede und jeder pro Jahr in Deutschland. 95% der hier verkauften Kleidung wird laut Frauenorganisation "Terre des Femmes" in Zulieferbetrieben in Osteuropa und verschiedenen Entwicklungsländern produziert, mehrheitlich von Frauen, zu Hungerlöhnen und oft unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Auch die vielfältigen Umweltbelastungen der konventionellen Textilherstellung werfen Schatten auf die bunte Modewelt. Baumwolle wird in Monokulturen angebaut, in denen große Mengen an hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz kommen, bei Lagerung und Transport werden Pilzgifte und Konservierungsstoffe verwandt. Ähnliches gilt für die Produktion von Wolle.

So wird die Umwelt geschädigt, aber auch unsere Gesundheit. Denn diese Gifte finden sich, in unterschiedlichen Anteilen, im späteren Gewebe wieder.

Hinzu kommen die Stoffe für die Veredlung und Ausrüstung. Je nachdem welche Eigenschaft ein Textilstück haben soll, wird die Faser mit Farbstoffen, Formaldehyd, Mottenschutzmitteln, antimikrobiellen Stoffen oder optischen Aufhellern behandelt. Laut Wissenschaftsladen Bonn kann der Chemikalien-Anteil bei Kleidung aus Baumwolle so bis zu 30% betragen. Für die meisten dieser Ausrüststoffe gibt es keine Kennzeichnungspflicht.

Rat und Tat

"Kaufen Sie fair und ökologisch produzierte Kleidung oder Second-Hand-Waren! Achten Sie auf Siegel!

Setzen Sie auf Qualität! Kaufen Sie langlebige und qualitativ hochwertige Kleidung!

Klamottentausch-Parties: Holen Sie alte Kleider aus Ihrem Kleiderschrank und machen Sie sich auf den Weg zu einer Kleidertauschparty - oder organisieren Sie selbst eine!

Engagieren Sie sich! Fragen Sie in Modegeschäften nach, unter welchen Bedingungen die Ware hergestellt wurde - vielleicht entdecken Sie so auch neue Einkaufsmöglichkeiten für ökologisch oder fair hergestellte Bekleidung."

Quelle www.femnet-ev.de/augen-auf-beim-kleiderkauf.pdf

Waschen Sie Kleidung vor dem ersten Tragen

 

Problematische Inhaltstoffe werden beim Waschen zum Teil ausgewaschen.

Beachten Sie die Pflegeanleitung

Findet sich der Hinweis "vor dem Benutzen waschen", bedeutet das, der Formaldehydgehalt ist höher als 0,1%. Meiden Sie derartige Textilien. Verzichten Sie auf Stücke mit dem Hinweis "seperat waschen" oder "blutet aus", da die "ausblutende" Farbe beim Tragen auch von der Haut aufgenommen wird. Weitere Hinweise sind ggf. den Werbeetiketten zu entnehmen. Bezeichnungen wie "knitterfrei", "pflegeleicht", "wash and wear", "bügelfrei" deuten auf eine starke Ausrüstung mit Formaldehyd oder Glyoxal hin, beides gesundheitlich höchst bedenkliche Stoffe.

Kaufen Sie keine Kleidung mit unangenehmen Geruch

Verlassen Sie sich auf Ihr Sinnesorgan, wenn ein Textilstück von vornherein unangenehm (chemisch) riecht ist es sicherlich stark mit problematischen Stoffen ausgerüstet.

Kaufen Sie nur waschbare Kleidung

Textilien, die nur chemisch zu reinigen sind sollten Sie vermeiden. In chemischen Reinigungen kommen Stoffe zum Einsatz, die die Umwelt belasten und auch Ihrer Gesundheit schaden können.

Vermeiden Sie antibakterielle/antimikrobielle Ausrüstungen

Damit sollen Pilze, Schimmel oder Bakterien bekämpft werden und die Textilien weniger stark riechen (z.B. Socken, Sportbekleidung, Unterwäsche, T-Shirts). Mit den Kennzeichnungen "sanitzed", "aktifreshed", "durafreshed", "sanigard" oder "fußpilzhemmend" wird für diese Textilien geworben. Durch Wärme und Feuchtigkeit können sich diese Zusatzstoffe leicht aus dem Gewebe lösen. Auf der Haut stören oder greifen sie die hauteigenen Bakterien an und hemmen ihre Schutzfunktion.

Chemie für jedes Wetter - Greenpeace-Studie zu Outdoor-Kleidung

Outdoor-Marken werben für ihre Produkte mit Bildern von unberührter Natur. Doch von der Chemie in wetterfesten Textilien bleibt die Natur nicht unbelastet. In einem neuen Test weist Greenpeace umwelt- und gesundheitsschädliche Schadstoffe in Outdoor-Kleidung nach.

Informationen unter www.greenpeace.de/chemie_fuer_jedes_wetter

Gütezeichen und Label

Umfassende Hintergrundinformationen und Bewertungen der verschiedensten Zeichen und Siegel bietet das Portal label-online.de.

Einen schnellen Überblick bietet eine Übersicht der Frauenrechtsorganisation Femnet e.V., "Augen auf beim Kleiderkauf" als Download unter www.femnet-ev.de

Was bedeutet echte Naturtextilien

Naturtextilien werden aus natürlichen pflanzlichen Fasern (Baumwolle, Leinen, Hanf) oder tierischen Fasern wie Wolle oder Seide hergestellt. Synthetische Fasern sind nur in Ausnahmefällen enthalten. Es gibt keine chemische Ausrüstung mit Kunstharzen o.ä., dadurch behalten die Fasern ihre ursprüngliche Saugfähigkeit. Um das Einlaufen zu vermeiden werden rein mechanische Verfahren (Sanforisieren) angewandt. Naturtextilien werden auf Pestizidrückstände geprüft. Allergieauslösende Farbstoffe, giftige, antimikrobielle Mittel oder formaldehydhaltige Kunstharze sind in der Herstellung verboten.

Viele Hersteller und Anbieter von Naturtextilien haben sich im "Internationalen Verband der Naturtextilien" (IVN) zusammengeschlossen. Wer das Qualitätszeichen (Global Organic Textile Standard (GOTS)) führen will, muss ökologische Rohstoffe einsetzen und den gesamten Produktionsprozess offen legen. Der Verband achtet auch darauf, dass bei allen Produktionsschritten soziale Mindeststandards eingehalten werden.

Naturtextilien sind aus ökologischer Sicht die bessere Wahl. Auch für Allergiker, Kinder, Säuglinge und bei hautnaher Kleidung und Bettwäsche empfehlen sie sich in besonderem Maße.

Die hohen Preise und die teils eingeschränkte Verfügbarkeit (nur wenig bekannter Versandhandel) erschweren allerdings eine entsprechende Entscheidung.

www.naturtextil.de

Fair gehandelte und produzierte Textilien

Bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel haben Sie die Gewissheit, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und Beschäftigten durch Fairtrade-Preise und -Prämien verbessert werden. Illegale Kinderarbeit und Zwangsarbeit sind verboten.

Umweltstandards bilden einen wichtigen Teil von Fairtrade. Das Siegel ist aber in erster Linie ein Sozialsiegel. Dennoch wird mit den Umweltkriterien in den Fairtrade-Standards das Ziel verfolgt, sämtliche landwirtschaftlichen Produkte ressourcenschonend und umweltverträglich anzubauen. Oft bietet der Faire Handel erst die Voraussetzung auf biologischen Anbau umzustellen. Rund 65 Prozent der Fairtrade-Produkte stammen aus biologischem Anbau.

Faire Textilien und Kleidung gibt es mittlerweile in umfangreicher Auswahl: Sie finden T-Shirts, Baby- und Kinderbekleidung, Schuhe, Hosen, Heimtextilien, Tücher, Wäsche oder Taschen.

www.fairtrade-deutschland.de/produktdatenbank

Altkleider

Altkleider gehören nicht in den Abfall. Sind sie noch tragbar können sie in Second-hand-Läden angeboten oder bei Sammelaktionen karitativer Organisationen abgegeben werden.

Wenn Sie bei Sammelaktionen nicht sicher sind, was mit dem Erlös und den Textilien passiert fragen Sie nach. Seriöse Einrichtungen werden Ihnen gerne Auskunft geben.

Der Dachverband FairWertung ist ein Netzwerk von Organisationen, das sich für mehr Transparenz bei Kleidersammlungen einsetzt. FairWertung hat Richtlinien für faire Sammlungen und die Vermarktung von Gebrauchtkleidung entwi­ckelt. Über 100 Organisationen arbeiten bundesweit danach, kirchliche Einrichtungen, gemeinnützige Vereine sowie Beschäftigungs­gesellschaften.

Informationen rund um das - in Teilen problematische - Thema Altkleiderverwertung erhalten Sie unter www.fairwertung.de.

Aus Ostwestfalen-Lippe

tragbar - Mode aus umgearbeiteten, gebrauchten Textilien

Aus abgelegten Sachen näht die Modemacherin Katrin Stallmann wunderschöne neue Unikate. Zu finden sind sie in ihrem Laden in der Ravensberger Straße 47 in Bielefeld.

Geöffnet: Freitag von 14- 18 Uhr und Samstag von 11 - 14 Uhr,

oder nach persönlicher Absprache :

Tel. 0179 4591016
Mail: tragbar@gmx.de

Bildnachweis

Textilien - Bunte Vielfalt: © Karin Jung / PIXELIO

Kleidung auf Wäschespinne: © Ute Pelz / PIXELIO

Mode mit Baumwolle aus Fairem Handel: Manfred Belle www.eine-welt-netz-nrw.de

Weiterführende Infos

Ein Projekttag mit dem Eine Welt Mobil

Anregungen und eigene Unterrichtsreihen zum Thema Mode, Klimawandel und faire Kleidung bietet das Eine Welt Netz NRW

Der Stoff aus dem die Träume sind - Vom eigenen Kleiderschrank bis zur Näherin in der Weltmarktfabrik

"Weltwirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, wird für jüngere Generationen immer wichtiger werden. Am Beispiel der Problematik der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Textilindustrie möchten wir dazu beitragen, die Zusammenhänge aufzuzeigen und Alternativen zu benennen. Das Heft ist in vier Teile gegliedert: Unterrichtsabläufe, Darstellung der einzelnen Einheiten und Bausteine, zugeordnete Materialien zur Vertiefung und als Vorlagen sowie eine CD mit Alternativen, Liedern, Fotos, Literaturhinweisen und mehr Tipps. Zur theologischen Beleuchtung werden einige ausgewählte Bibeltexte herangezogen.

Die Unterrichtsreihe eignet sich für die Arbeit mit Jugendlichen im kirchlichen Unterricht, der Jugendarbeit und dem fächerübergreifenden Unterricht (Politik, Sozialwissenschaften, Religion u. a.) ab dem 12. Lebensjahr"

Korn, W. (2013). Die Weltreise einer Fleece-Weste. Eine kleine Geschichte über die große Globalisierung (ab 12 Jahre) Berlin Verlag.

  • Holdinghausen, H. (2015). Dreimal anziehen, weg damit. Frankfurt/M. Westend Verlag.
  • Burckhardt, G. (2014). Todschick: Edle Labels, billige Mode - unmenschlich produziert. München. Heyne Verlag.
  • Greenpeace (2012). Giftige Garne - Der große Textilien-Test
    www.greenpeace.de/Giftige_Garne.pdf
  • Brodde, K. (2009). Saubere Sachen. Wie man Grüne Mode findet und sich vor Öko-Etikettenschwindel schützt. München. Ludwig Verlag.
  • Kloos D. (2009). Sozial-ökologische Mode auf dem Prüfstand. Überblick und Analyse
    Als Download unter www.suedwind-institut.de
  • Rivoli, P. (2006). Reisebericht eines T-Shirts: Ein Alltagsprodukt erklärt die Weltwirtschaft. Berlin. Econ Verlag.
  • Betz, E./ Gerlach, R./ Adebahr-Dörel, L. (1999). Kleine Textilkunde. Hamburg. Handwerk und Technik.

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