Hintergrund
Jedes Jahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Luft erwärmen machen sich - bedroht von PKW’s - die Lurche und Frösche auf den Weg in ihr alljährliches Laichgewässer. Nach einer niederländischen Untersuchung überlebten auf einer Straße, auf der nur alle 6 Minuten ein Auto fuhr, nur 30% der Erdkröten das Überqueren der Straße ( Wolf-Eberhard Barth, Naturschutz. Das machbare, Hamburg 1995)
Die „Verwandtschaft“ (Lurche, Kröten, Molche) des grünen Spring-ins-Feld lebt seit Urzeiten an der Scheide zwischen Wasser und Landschaft. Ihre Lebensräume sind die Flussauen, Tümpel, Weiher und Seen, die feuchten Plätze im Laubwald, Moore und auch die vom Menschen hinterlassenen Kiesgruben.
Seit den achtziger Jahren steht der kleine grüne Laubfrosch als Symbol für den Streit zwischen Verkehr und Naturschutz bzw. dem Erhalt sog. gefährdeter Arten und dem Erhalt von natürlichen Lebensräumen in unserer Landschaft. Amphibien sind ein wesentlicher Teil im Ökosystem etwa als Nahrungsgrundlage für Fische (im Wasser als Larven) und Vögel (an Land) oder selbst als Jäger von Insekten.
Mittlerweile werden die Konfliktpunkte punktuell durch hohen finanziellen Aufwand (Krötentunnel) und ehrenamtlichen Einsatz (Krötenzäune im Frühjahr) entschärft.
Dennoch stehen viele Amphibien auf der so genannten Roten Liste der gefährdeten Arten.
Rat und Tat
Kröten-Sammeln
Menschen, die selbst aktiv werden möchten, können sich zusammen tun und Krötenzäune (während der Wanderungszeiten) entlang der betroffenen Straßenabschnitte aufstellen. Mit Eimern versehen geht es dann morgens und abends zum Kröten-Sanmmeln. Damit die Krötenzäune ihren Zweck erfüllen und nicht zur Todesfalle werden, sollte man/Frau sich mit der unteren Landschaftsbehörde verständigen und beraten lassen. Häufig werden solche Projekte örtlich auch von den Naturschutzverbänden wie BUND oder NABU, sowie den Naturwissenschaftlichen Vereinen oder sonstigen Einrichtungen betreut (siehe Ansprechpartner).
Genaue Informationen zu Amphibienzäunen und ihrer Betreunung bietet der Naturschutzbund NABU.
Gartenteiche - Achtung, Frösche quaken!
Dieser Hinweis mag etwas banal klingen. Vor dem Hintergrund von Feindschaften zwischen Nachbarn und in deren Folge vieler Gerichtsverfahren, soll auf die besondere Situation von Froschteichen in Wohngebieten hingewiesen werden.
Wer in seinem Garten ein Amphibiengewässer plant, sollte sich vor dem erstem Spatenstich mit der Nachbarschaft in Verbindung setzen und klären, ob diese ebenfalls die Lautäußerungen von Fröschen romantisch und schön empfinden. Denn ob jemand ein Geräusch als wohlklingend oder als Krach wahrnimmt ist äußerst subjektiv.
Unzweifelhaft ist, dass Frösche mit ihrem „Liebensgesang“ Schallpegel über 70 Dezibel erreichen können, und besonders gern in schwülen Sommernächten, wenn Menschen bei offenen Fenstern schlafen.
An dieser Stelle soll besonders an das Verantwortungsbewusstsein des Naturfreundes appelliert werden, den Wunsch nach einem Laichgewässer gegen andere Argumente abzuwägen, da Amphibien mit dem Einzug in das Gewässer Bestandsrechte nach dem Bundesnaturschutzgesetz erwerben. Hier spielt es keine Rolle ob die Tiere (verbotenerweise) eingesetzt oder selbst zugewandert sind. Dieses Gesetz hat aufgrund der Bedrohungssituation von Amphibien durchaus seine Berechtigung.
Selbst die gut gemeinte Idee „setzen wir doch die Frösche in einen anderen Tümpel ein“ ist nur scheinbar gut. Die Ansprüche von Amphibien sind komplexer als der Naturfreund es oft vermutet. Trifft der Frosch nicht das an, was seinen Lebensraumansprüchen entspricht, wandert er wieder ab und wird überfahren oder erleidet ein anderes nicht vom Naturschützer gewolltes Schicksal.
Es kann also durchaus auch aus Naturschutzsicht besser sein, mal einen Teich nicht zu graben. Trotzdem kann ein Garten ohne Teich auch Amphibien beherbergen. Frosch und Co. verbringen nämlich einen beachtlichen Teil ihre Lebens an Land. Ein chemiefreier Garten und die eine oder andere Ecke mit „Wildnis“ sollte dem Amphibienschützer ein besonderes Anliegen sein.
Engagement für Amphibien
Verantwortliche brauchen unsere Unterstützung und Initiative. Dann können staatliche Einrichtungen für den Erhalt unserer amphibischen Mitwelt nachhaltig tätig werden und dafür sorgen, dass:
- Flächen für die oben beschriebenen Lebensräume erhalten oder wieder geschaffen werden
- Vernetzungen isolierter Flächen zu einem Biotopverbund aufgebaut werden
- ein kritische Umgang mit neuen Verkehrsflächen und der Verzicht auf die Zerschneidung der genannten Ökosysteme stattfinden kann
- der Erhalt bzw. Ausbau von artenreichen Gewässern mehr Beachtung findet.
Mit den sog. Krötentunneln wurde in den vergangenen Jahren erreicht, den Kröten unter den Straßen einen Weg zu bahnen und zu verhindern, dass Straßen gesperrt werden müssen. Diese technischen Schutzmaßnahmen sind mit hohen Investitionen möglich, aber es ist fraglich wie viel Geld zukünftig für den Erhalt, die Pflege und den Neubau der Tunnel zur Verfügung stehen wird.
Die radikalste Lösung ist die Umsiedlung der Amphibien. Sie wird nur im äußersten Notfall angewendet.
Materialien zum weltweiten Amphibiensterben - was wir dagegen tun können
Amphibienbroschüre "Sei kein Frosch - Hilf uns!"
Weltweit sind ein Drittel der Amphibienarten vom Aussterben bedroht. Aber es gibt die Chance zum Handeln und gegensteuern. Zahlreiche Beispiele aus Zoos und dem Naturschutz motivieren hierzu. Vom Ausheben eines eigenen Gartenteiches bis zu Möglichkeit der Beteiligung an der weltweiten Amphibienkampagne werden in der Broschüre beschrieben und zur Nachahmung anempfohlen.
Adressiert ist die Broschüre an alle, die an der Biologie sowie am Wert der Amphibienvielfalt interessiert sind. Vor allem aber Zoopädagogen, Umweltbildner und Lehrer, können sich so auf den neusten Stand der Amphibiensituation sowie deren Schutz bringen. Zusätzlich zu diesem Heft wurden unterrichtsbereichernde Arbeitsblätter entwickelt.
Angelehnt an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen bringen die Autoren mit Hilfe vieler Beispiele Zusammenhänge der Bedrohungen aber auch die wunderbare Vielfalt an Arten und Verhaltensweisen im Reich der Lurche dem Leser nah.
Jürgen Birtsch, Jürgen Wolters: Sei kein Frosch - Hilf uns! 40 Seiten, 3,-Euro zzgl. Versand, Bestelladresse:
Stiftung Artenschutz
Sentruper Str, 315
48161 Münster
info@stiftung-Artenschutz.de
Aus Ostwestfalen-Lippe
Der Schutz der bedrohten Amphibienarten obliegt den Naturschutzbehörden. In OWL sind das die Bezirksregierung in Detmold und vor Ort die sog. "Untere Landschaftsbehörde" bei den jeweiligen Kreisverwaltungen und der kreisfreien Stadt Bielefeld. Hier werden Informationen gesammelt, gegebenenfalls Lebensräume unter Schutz gestellt und überwacht. Dazu gehört auch bei Planungen auf den Erhalt von bedrohten Arten zu achten.
Praktische Hilfen für den Artenschutz werden von ehrenamtlichen Vereinen geleistet, mit eigenen Amphibiengruppen bzw. den Biologischen Stationen ( siehe "Links" und "Ansprechpartner").
Bildnachweis
Laubfrosch: www.oekolandbau.de / © BLE / Thomas Stephan
Amphibien-Fangzaun: www.oekolandbau.de / © BLE / Thomas Stephan
Erdkröte: © Uschi Dreiucker / PIXELIO
Erdkröte in Eimer: © /H. May www.nabu.de/fotos
Junger Laubfrosch und Marienkäfer: www.oekolandbau.de/ © BLE / Thomas Stephan
Weiterführende Infos
Amphibiengruppe Naturwissenschaftlicher Verein Bielefeld
Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND-Lippe
Untere Landschaftsbehörden in OWL sind unter folgenden Adressen zu erreichen:
Untere Landschaftsbehörde im Umweltamt Bielefeld
August-Bebel-Str. 75 – 77
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 51 6748
Fax: 0521 / 51 3395
E-Mail: umweltamt(at)bielefeld.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Herford
Amtshausstr. 2
32051 Herford
Tel.: 0 52 21 / 13 2330
Frau Frick-Pohl
Tel.: 052 21 / 13 2321
E-Mail: H.Frick-Pohl(at)kreis-herford.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Minden-Lübbecke
Minden-Lübbecke 32382 Minden
Umweltamt
Kreis Minden-Lübbecke
Portastraße 13
D-32423 Minden
Telefon 0571 / 807-2327
FAX 0571 / 807-2325
E-Mail: umweltamt(at)minden-luebbecke.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Lippe
Lippe 32756 Detmold
Frau Kapper (Leiter/in): Zimmer 630
Tel: 05231 /6 2630
Fax: 05231 / 626202
E-Mail: H.Kapper(at)lippe.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Paderborn
Paderborn 33049 Paderborn
Tel.: 0 52 51 / 308-0
Telefon: 05251 / 308 128
Fax: 05251 - 308 89 126 1
E-Mail: fb61(at)kreis-paderborn.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Höxter
Höxter 37671 Höxter
Tel.: 0 52 71 / 965-0
Kreishaus Höxter, Zimmer 703
Moltkestraße 12
Tel.:05271/965-4200
Fax:05271/965-4999
E-Mail: k-o.ebeling(at)kreis-hoexter.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Gütersloh
33324 Gütersloh
Tel.: 0 52 41 / 85-0
Landschaftsschutz, "Kreishaus Wiedenbrück"
Wasserstraße 14
33378 Rheda-Wiedenbrück
Telefon: 05241 / 85 2703
Telefax: 05241 / 85 2760
E-Mail: abt45(at)gt-net.de
Landschaftsschutz, "Kreishaus Wiedenbrück"
Wasserstraße 14
33378 Rheda-Wiedenbrück
Telefon: 05241 / 85 2703
Telefax: 05241 / 85 2760
E-Mail: abt45(at)gt-net.de
Zu den Biostationen in OWL kommen Sie unter folgenden Internetadressen:
Der Bund Naturschutz in Bayern hat eine Lehrmaterialsammlung mit weiterführenden Links zusammengestellt: www.amphibien.bund-naturschutz.de
Unter dem Bereich "Tiere" findet man auf der naturwissenschaftlichen Datenbank von Thomas Seilnacht eine großangelegte Sammlung zu Amphibien:
Sammlung von Stundenentwürfen für den Biologieuntericht
- www.amphibienschutz.de
Spezielle Seite des Naturschutzbundes zum Amphibienschutz an Straßen - www.nabu.de
Fundierte und engagierte Seite des Naturschutzbundes. Unter den Menüpunkten Artenschutz, Amphibien & Reptilien finden sich viele Informationen zu Aktionen sowie weiterführendes Hintergrundwissen - www.herpetofauna-nrw.de
Arbeitskreis Amphibien und Reptilien NRW - www.kaulquappe.de
Welche Kaulquappe ist das? Amphibienführer - www.hydro-kosmos.de
Naturnahe Gartenteiche und Schulteiche - www.lanuv.nrw.de/roteliste
Die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW bietet unter diesem Link die Rote Liste der gefährdeten Pflanzen und Tiere in Nordrhein-Westfalen: Unter der Überschrift Rote Liste der gefährdeten Kriechtiere (Reptilia) und Lurche(Amphibia ) findet man dort die Beschreibung der Lebensverhältnisse, Bilder und Tabellen zu den gefährdeten Tieren.
- Glandt, D. (2015). Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten im Portrait. Quelle&Meyer Verlag. Wiebelsheim
- Birtsch J./ Wolters J. (2008). Sei kein Frosch - Hilf uns! Materialien und Hintergründe zum weltweite Amphibiensterben - Was wir dagegen tun können. 40 Seiten, 3,-Euro zzgl. Versand, Bestelladresse:
Stiftung Artenschutz
Sentruper Str, 315
48161 Münster
info@stiftung-Artenschutz.de - Blab J./Vogel (2002). Amphibien und Reptilien erkennen und schützen. BLV Verlagsgesellschaft. München.