Umwelt und Nachhaltigkeit

Ökosystem Wald

Hintergrund

Wanderungen in OWL führen häufig durch die Wälder von Teutoburger Wald, Egge-, Wiehen- und Wesergebirge.

Die Vorstellung vom Wald als ursprünglichem Naturraum entspricht in Mitteleuropa schon lange nicht mehr der Realität. Tatsächlich zeigt die Geschichte des Waldes eher ein Hin und Her von intensiver Nutzung als Viehweide (Hude), Fleischreservoir (Wild) und Holzlieferant. In jüngster Zeit dient der Wald im großen Maßstab auch als Erholungsraum.

Jede Baumart und Waldform ist an bestimmte Klima- und Bodenverhältnisse angepasst. Bei uns wachsen natürlicherweise Buchenwälder, Eichenbuchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder. Der Charakter dieser Wälder ist hell und licht. Tatsächlich ist vielerorts die Zusammensetzung der Wälder aber eine andere; angepflanzte Schonungen und große Flächen von Nadelhölzern prägen das Bild.

Ökosystem Wald

Licht, Boden, Höhenlage, das Klima, Wasserverhältnisse, vorhandene Tiere und Pflanzen im Wald das sind die Faktoren, die das Ökosystem jeder Waldfläche prägen. Im gegenseitigen Miteinander bildet sich eine stabile Waldgesellschaft, die immer wieder vielfältiges Leben hervorbringt.

Unsere heutigen Wäldern unterliegen bestimmten Interessen:

  • Wasserschutz durch Rückhalte-und Filterwirkung
  • Klimaschutz durch Temperaturausgleich und Luftaustausch
  • Kohlenstoffspeicher in Form von Holz (-vorräten)
  • Immissionsschutz vor Luftverunreinigung und Lärm
  • Bodenschutz gegen Erosion
  • Landschafts- und Naturschutz
  • Erholungsfunktion

In den achtziger Jahren des 20sten Jahrhunderts wurde plötzlich am Wald sichtbar, was wenig später zum neuen Negativ-Schlagwort in der Umweltdiskussion in Deutschland wurde "Waldsterben". Bis heute ist es nicht gelungen dem Phänomen durch entsprechende Politik Einhalt zu gebieten.

Rat und Tat

Wissen über Wald und Wälder

Was ist ein Wald, ökologisch oder juristisch definiert? Bäume und Waldpflanzen, Tiere des Waldes, Wald und Klimawandel, Luftverunreinigungen und die Auswirkungen auf den Wald, Informationen zu den verschiedenen Baumarten - diese und viele weitere Themen bietet Ihnen die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald auf ihren Seiten (vor allem in den Rubriken "bedrohter Wald", "Waldwissen")

www.sdw.de/ueber-den-wald/waldwissen/

Sehr umfangreiche und detailierte Fachnformationen zu Wald, Mensch und Forstwirtschaft findet man auf waldwissen.net.

Wald-Zertifizierungen

Die Zertifizierung von Wäldern ist ein Instrument um wichtige ökologische Standards bei der Bewirtschaftung zu garantieren. Beim Kauf von Holz und Holzprodukten können Verbraucher erkennen, ob diese umwelt- und sozialverträglich hergestellt wurden.
In Deutschland existieren derzeit drei Zertifizierungssysteme für die Forstwirtschaft.
Neben den sehr anspruchsvollen Standards von Naturland und FSC (Forest Stewardship Council) gibt es auch das, aus Sicht von Naturschutz- und Umweltverbänden, weniger anspruchsvolle Zertifikat von PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes).

Eine Beschreibung der drei Zertifikate zur Waldbewirtschaftung finden Sie unter www.nabu.de/themen/wald/zertifizierung

In der Bundesrepublik sind rund 65 % der gesamten Waldfläche nach PEFC zertifiziert, der gesamte landeseigene Wald in NRW ist seit 2011 FSC-zertifiziert.

Geschützte Waldbereiche - Naturwaldzellen/Wildniswälder

In den Naturwaldzellen bleibt die Natur sich selbst überlassen. Aus den Wirtschaftswäldern entsteht hier der „Urwald von morgen“. Die Wissenschaft ist nur als Beobachter zugelassen. Durch eine langfristig angelegte Waldökosystemforschung sollen in den Naturwaldzellen Erkenntnisse über die natürlichen Entwicklungsabläufe von bewirtschaftungsfreien Wäldern im Vergleich zu bewirtschafteten Wäldern gewonnen werden.

Dazu wurde für fast alle in NRW vertretenen typischen Waldgesellschaften ein repräsentatives Netz von Naturwaldzellen geschaffen. Inzwischen gibt es in Nordrhein-Westfalen 76 Naturwaldzellen mit insgesamt rd. 1.575 ha.

wildnis.naturschutzinformationen.nrw.de/wildnis/de/waelder/wassindwildniswlder

Waldzustands-Berichte

Zur Situation der Bäume wird jedes Jahr ein Waldzustandsbericht erstellt. Dazu wird der Kronenzustand bewertet – wie dicht Laub oder Nadeln sind, gilt als Indikator für den Gesundheitszustand. Der aktuelle Bericht zeigt: Weiterhin sind vier von fünf Bäumen krank. Denn der Kronenzustand der Waldbäume hat sich im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Es haben sich keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands eingestellt, aber auch keine deutlichen Verschlechterungen.

Stand der Dinge in 2022 (Bundesregierung, Waldzustandsbericht 2022)

 

"Waldzustand besorgniserregend – Lösungen liegen bereit

Demnach ist rund ein knappes Drittel der untersuchten Bäume (28 Prozent) völlig gesund und weist keinen Verlust von Blättern oder Nadeln auf. Im Vorjahr lag der Anteil ebenfalls bei 28 Prozent. Ein weiteres gutes Drittel (34 Prozent) zeigt eine geringe sogenannte „Verlichtung“ der Baumkrone, 2021 lag der Anteil etwas niedriger bei 32 Prozent. 38 Prozent der Bäume sind stark geschädigt, im Jahr 2021 waren es 40 Prozent. Damit setzt sich der insgesamt negative Trend der sogenannten Vitalitätsverschlechterung seit dem Beginn der Waldzustandserhebung im Jahr 1984 fort"

Stand der Dinge in NRW (Pressemitteilung der Forstministerin, Waldzustandsbericht 2022)

Regeln im Wald

Regeln, die im Wald zu beachten sind:

  • Spaziergänger
    Spaziergänger, Wanderer dürfen sich grundsätzlich frei im Wald bewegen. Bei Sperrungen von Wegen oder Waldflächen, z.B. durch Holzfällung, sollten diese Bereiche aus Sicherheitsgründen gemieden werden. Auch eingezäunte Forstkulturen und bepflanzte Flächen sollten zum ungestörten Aufwachsen der nächsten Waldgeneration nicht betreten werden.
  • Radfahrer
    Radfahren ist auf allen Fahrwegen im Wald gestattet. Allerdings müssen sich auch Mountainbike-Fahrer an diese Wege halten, um Pflanzen und Tiere zu schonen. Und natürlich Rücksicht auf andere Waldbesucher!
  • Reiten
    Reiten im Walde ist - wie das Radfahren - auf allen Fahrwegen gestattet. Auch hier gilt: Abteilungslinien (das sind die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Baumbeständen), Fußpfade und Rückewege gehören nicht zu den Fahrwegen.
  • Hunde
    Auch der liebste Hund kann sich nicht immer gegen seine Ur-Instinkte wehren und jagt dann hinter dem Wild her. Halten Sie ihn deshalb immer an der Leine, damit das Wild ungestört leben kann. (Auf vielen Waldflächen besteht nach den Bundes- und Länder-Waldgesetzen für bestimmte Zeiten Leinenzwang!)
  • Fahrzeuge
    Autos und Motorräder müssen stets draußen bleiben, es sei denn, der Fahrer besitzt eine Genehmigung des Forstamtes. Parken Sie bitte nur auf den ausgewiesenen Parkplätzen, da Ihr Fahrzeug sonst zum Hindernis für Rettungswagen und Holztransporter werden könnte. Übrigens: zu Fuß ist es im Wald viel schöner und gesünder!
  • Feuer
    Eine der schlimmsten Katastrophen für den Wald und seine Bewohner ist ein Waldbrand. Daher darf man nur auf den ausgewiesenen Plätzen Feuer machen. In der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober darf man im Wald nicht rauchen, da schon ein kleiner Funke in der trockenen Streu einen Waldbrand verursachen kann.
  • Ausblicke und Einsichten
    Auch wenn man von dort oben eine schöne Aussicht hat, dürfen jagdliche Einrichtungen (z. B. Hochsitze) schon aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. Es gibt aber reichlich schöne Aussichten auch an den Waldrändern!

Noch einige grundsätzliche Regeln, die Sie beachten sollten:

  • Bei Gewitter und Sturm sollten Sie den Wald verlassen!
  • Zutrauliche Wildtiere auf keinen Fall anfassen, da Tollwutgefahr besteht!
  • Waldfrüchte und Pflanzen wegen der Infektionsgefahr durch den Fuchsbandwurm nie roh verzehren.
  • Wenn Sie auf bestimmte Insekten allergische Reaktionen zeigen, vergessen Sie Ihre Medikamente nicht!
  • Umgehen Sie niemals forstliche Absperrungen, es droht Lebensgefahr durch Fällarbeiten.
  • Ein Waldbewohner ist auch die Zecke. Meist bleibt ihr Biss für uns Menschen folgenlos. Es geht von ihr aber eine Gefahr der Infektion mit Borreliose und FSME aus. Beide Krankheiten können bei rechtzeitigem Erkennen medikamentös behandelt werden. Daher sollte folgendes beachtet werden:
  • Zecke mit Pinzette oder Zeckenzange entfernen, dabei spielt es keine Rolle, ob die Zecke rechts- oder linksherum herausgezogen wird.
  • Bissstelle markieren und die nächsten Tage genau beobachten
  • Bei starker Rötung der Bissstelle (ab etwa dem Umfang eines Zehnpfennigstückes) oder Auftreten von grippeähnlichen Symptomen sollte der Arzt aufgesucht werden.

Eine Begründung, warum Sie die Regeln einhalten sollten, finden Sie auf den Seiten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im sog. "Waldknigge"

Aus Ostwestfalen-Lippe

Treffpunkt Wald Kampagne

Die Forstverwaltungen in NRW tragen gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Deutschen Nachhaltigkeitsrat, dem Deutschen Forstverein, den Naturdetektiven des Bundesamtes für Naturschutz und dem Deutschen Sportbund die Kampagne "Treffpunkt Wald". Die Kampagne läuft bereits seit 10 Jahren in Rheinland-Pfalz und wurde im Jahr 2004, aufgrund des großen Erfolges, auf ganz Deutschland ausgeweitet. Es existiert eine eigene Internetseite, auf der sich bundesweit über eine Karte Aktivitäten, Führungen und Bildungsmöglichkeiten finden lassen – je nachdem wo man sich gerade befindet; www.treffpunktwald.de

Waldinformationszentrum Hammerhof, Warburg

www.wald-und-holz.nrw.de/hammerhof

Seit 2004 existiert dieses Informationszentrum bei Warburg. Der Hammerhof ist eine Umweltbildungseinrichtung des Regionalforstamtes Hochstift von Wald und Holz NRW. Hier werden Events zu den Themen Natur, Wald und nachhaltige Forstwirtschaft geboten.

Bildnachweis

Auf dem Weg in ostwestfälische Wälder: Margarete Rühl

Naturnaher Wald: Martin Stenzel

Waldameisen: Ian Raimann

Weiterführende Infos

Der Wald wird von den Forstämtern betreut. Eine Übersicht aller Forstämter in NRW findet sich auf der Internetseite www.wald-und-holz.nrw.de. Hier finden Sie auch Anschriften und Verweise auf wichtige Behörden und andere Einrichtungen zu den Themen Wald, Holznutzung u.a.m

Bei Fragen zur Ökologie des Waldes sind auch die Biostationen  der Region   gute Ansprechpartner:

Ameisenschutzwarte

Die kleinen Krabbler im Wald, die einen nicht zu unterschätzenden Wert für das Ökosystem haben, haben auch eine Lobby in Ostwestfalen. In Detmold und Bielefeld gibt es Stützpunkte der Deutschen Ameisenschutzwarte.

Unter www.ameisenschutzwarte.de gibt es reichlich Informationen zu Ameisen.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW)

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) hat verschiedene Materialien zum Thema Wald für Kinder und Jugendliche herausgegeben.

Zu unterschiedlichen Themen - "Tiere in unserem Wald", "Der Wald im Wechsel der Jahreszeiten", "Gesundheit aus dem Wald" oder "Wald und Kunst" - sind Merkblätter, Poster und Bastelbögen vorhanden. Sie können in Klassensatzstärke, aber auch einzeln für einen kleinen Versandkostenanteil bestellt werden.

www.sdw-nrw.de/

Walderlebnispfade, Waldlehrpfade

Den Wald spielerisch mit allen Sinnen erleben, das ist das Ziel dieser Pfade.

In der Region sind solche Erlebnispfade z.B. in Halle/Ascheloh, Stemwede, oder Rödinghausen.

  • Sperber, G./ Thierfelder, S. ( 2014). Urwälder. Deutschlands archaische Welten. München. BLV Buchverlag.
  • Wohleben, P. (2013). Der Wald - Ein Nachruf. München. Ludwig Verlag.
  • Wohlleben, Peter und Ibisch, Pierre (2023)  Waldwissen, Verlag Ludwig
  • Umweltbundesamt 2021, Umweltschutz, Wald und nachhaltige Holznutzung in Deutschland
  • Lüder, R. (2009). Grundkurs Gehölzbestimmung. Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene. Wiebelsheim. Quelle & Meyer Verlag.
  • Elling, W./ Heber, U. /Polle, A./ Beese, F.(2007). Schädigung von Waldökosystemen. Spektrum Akademischer Verlag.

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