Umwelt und Nachhaltigkeit

Rote-Liste-Arten

Hintergrund

Was ist schon das Winterquartier des Feldhamsters gegen den Bau eines Braunkohlekraftwerks in Neurath. Die Vernichtung des Lebensraumes des streng geschützten Feldhamsters verstößt gegen die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. In diesem wie in vielen anderen Fällen schützt das den Hamster nicht wirklich. Aber im ständigen Kampf um den Lebensraum vieler in ihrer Existenz bedrohten Arten spielt der Begriff "Rote Liste" eine herausragende Rolle. Zum Schutz und zur Pflege von gefährdeten Arten und/oder zur Abwehr von Eingriffen bieten die Roten Listen Entscheidungshilfen für Planungsverfahren und Entwicklungsmaßnahmen. Rote Listen wirken in verschiedene Richtungen: Öffentlichkeit und Medien, die Wissenschaft, Fachbehörden und -einrichtungen und Politik.

 

Rote Listen werden nach dem Vorbild der sog. Red Data Book der Internationalen Naturschutz-Union (IUCN) auch in Deutschland seit den 70er Jahren geführt. Sie vergleichen Veränderungen von Artenbestand und Lebensräumen mit der Artenvielfalt vor etwa 100 Jahren. Es werden die Zustände von zeitlich auseinander liegenden Kulturlandschaften betrachtet. Der "ursprüngliche" Naturzustand spielt hier keine Rolle.

Um etwas schützen zu können, muss man erst einmal wissen, ob und in welchem Maß es gefährdet ist. Dazu wurden und werden eine Unmenge an Daten gesammelt. Der ehrenamtliche Naturschutz trägt auch hier durch seine ExpertenInnen mit ihren Artenkenntnissen zur Arbeit an der umfangreichen stetigen Datensammlung bei.

Rote Listen leben von der Aktualität. Dauernde Veränderung der Natur durch menschliche Eingriffe machen in Abständen von ca. 10 Jahren eine jeweilige Überarbeitung nötig.

Folgende bedrohliche Phänomene gefährden Pflanzen, Tiere und ihre Lebensräume

  • In Deutschland gibt es kaum noch Flächen, in die der Mensch nicht nachhaltig eingegriffen hat
  • Zerschneidung großer unverzichtbarer Flächen für manche Arten
  • großräumige Wanderungsbewegungungen bestimmter Arten werden gestört
  • nährstoffarme Standorte werden direkt und indirekt gefährdet und zerstört
  • traditionell extensiv genutzte Landwirtschaft (mit vergleichsweise geringer Bearbeitung) wird immer weniger
  • stattdessen nimmt die Intensivierung der Landnutzung ungebremst zu
  • der Ausfall einzelner Arten (nicht nur Tiere) aus der Nahrungskette hat die Gefährdung der davon abhängigen Arten zur Folge
  • Chemische Substanzen bedrohen nicht nur Mensch, sondern auch Tier
  • Verlust von Rückzugsmöglichkeiten
  • massive Verfolgung bestimmter Arten
  • Klimaveränderungen
  • Unterlegenheit gegenüber eingewanderten, konkurrenzfähigeren Arten

Besorgnis erregend ist dabei, dass die Entwicklung weder von der Öffentlichkeit noch von der Politik ausreichend ernst genommen wird. Die Roten Listen sind  Indikatoren, die den Zustand des Naturhaushaltes anzeigen. Nach wie vor ist sehr schwierig, Naturschutzforderungen selbst hochgradig bedrohter Arten gegenüber anderen Belangen durchzusetzen.

Rat und Tat

Die sicherste Form Rote Liste Arten vor dem Aussterben zu schützen ist der Schutz ihrer Lebensräume; lesen Sie dazu auch die Informationen der Seite Freiraumschutz/ Flächenverbrauch.

Um Menschen für den Schutz der Lebewesen zu begeistern, hat die Naturpädagogik in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen. Sie setzt dabei auf das Kennenlernen der Umwelt und auf die Liebe zur Mitwelt.

Mit den unterschiedlichsten Informationsmedien und Bildungsangeboten können BürgerInnen ihre Natur und Umwelt mit allen Sinnen kennenlernen.

Biostationen und andere Umweltbildungseinrichtungen bieten vielfältigste Kurse und Freizeiten für Erwachsene und Kinder an.

Bildnachweis

Wiedehopf: © Arturo Nicolai / www.wikipedia.org

Fischotter. www.wikipedia.org © Bernard Landgraf

Birkhuhn: www.BUND.net Foto: © R. Engene

Kiebitznest: www.oekolandbau.de / ©BLE / Dominic Menzler

Biotop am Wasser: © cb / PIXELIO

 

Aus Ostwestfalen-Lippe

Umweltinformationspflichtige Stellen in Ostwestfalen Lippe

Welche Arten und Lebensräume in NRW stark gefährdet sind, lässt sich in den digitalen Listen einsehen. Sichten Sie dazu auf den Seiten der Bezirksregierung Detmold Artenschutz die Roten Listen der gefährdeten Tiere, Pflanzen, Pilze und auch der Pflanzengesellschaften und Biotope.

Die Roten Listen für ganz Deutschland finden Sie beim Bundesamt für Naturschutz unter www.bfn.de/rote_liste

 

Weiterführende Infos

Die Aufgaben des Artenschutzes sind überwiegend bei den Unteren Landschaftsbehörden und beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen angesiedelt.

Die Bezirksregierungen werden als Widerspruchs- und Fachaufsichtsbehörde tätig. www.bezreg-detmold.nrw.de/Umwelt_und_Naturschutz

Viel Fachwissen ist auch bei den ehrenamtlich arbeitenden Umweltorganisationen in Ostwestfalen-Lippe abrufbar. Die MitarbeiterInnen haben sich in vielen Jahren enormes Wissen angeeignet. Besonders in den Naturwissenschaftlichen Vereinen, beim Bund für Umwelt und Naturschutz, dem Naturschutzbund und vielen anderen kleineren Vereinen können Ratsuchende Hilfe in ihrer Nähe finden.

Netzwerk Blühende Landschaft

Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. sind unersetzlich. Als Blütenbestäuber sorgen sie für die Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Doch wo finden diese Insekten heute noch ihre Nahrung? Auf Feldern und Wiesen, öffentlichen Flächen und in Gärten blüht es immer weniger.

Das "Netzwerk Blühende Landschaften" will diese Misere ändern.

Es wendet sich an Landwirte, Gärtner, Imker und alle Bürger. Es informiert auf Veranstaltungen und bietet Materialien und Saatgut. Initiativen vor Ort werden unterstützt.

Ansprechpartner und weitere Informationen finden Sie unter www.bluehende-landschaft.de

Das Buch "Artenschutz in Unterrichtsbeispielen" bietet differenzierte Informationen in Texten und Übersichten, zudem Arbeitsblätter und Kopiervorlagen. Erhältlich ist es unter www.lbib.de

Viele - auch für den Unterricht geeignete - Materialien bietet das Bundesamt für www.bfn.de/informationsmaterial

  • Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (2012). Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen. Zu bestellen und als Download unter www.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen
  • Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2009). Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Münster. Landwirtschaftsverlag.
  • Riecken, U./ Finck, P./ Raths, U./, Schröder, E./ Ssymank, A. (2006): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands. Zweite fortgeschriebene Fassung 2006. Münster. Landwirtschaftsverlag
  • Blab, J. et al. (2005). Rote Listen - Barometer der Biodiversität. Entstehungsgeschichte und neuere Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Münster-Hiltrup: Landwirtschaftsverlag.

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