Hintergrund
Wanderer zwischen den Welten gibt es in der Natur wohl schon immer. "Neubürger" Neobiota, kommen versehentlich oder gewollt, in Begleitung der Menschen in unsere Breiten und finden Lebensverhältnisse, in denen sie überleben können.
Die Einwanderung und Besiedlung durch Tiere und Pflanzen, die nie oder über große erdgeschichtliche Zeiträume hinweg in Mitteleuropa heimisch waren, ist Teil der Evolution.
Schlimmstenfalls ist dieser Eingriff in die Entwicklungsdynamik der Natur als ein Verlust der Biodiversität (= Vielfalt des Lebens) zu bewerten. Das ist immer dann der Fall, wenn einheimische Arten verdrängt werden.
Wer weiß schon, dass Fasane, Bisamratten, Bachforellen, Platanen oder Lupinen erst seit relativ kurzer Zeit hier "Wurzeln" geschlagen haben.
Die allermeisten Einwanderer können unseren Ökosystemen nur wenig schaden. In der Regel verkraften sie die Neuzugänge. Dennoch gibt es Pflanzen und Tiere, die Schaden anrichten können. Sie verursachen gesundheitliche Probleme, wirtschaftliche Schäden (durch Pilze, Schädlinge, etc.) und beeinträchtigen heimische Tiere und Pflanzen.
In NRW und damit auch in OWL, sind folgende Arten als besonders problematisch einzuschätzen:
Pflanzen
- Kanadische- und Schmalblättrige Wasserpest
- Japan- und Sachalin-Knöterich
- Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt
- Drüsiges Springkraut
- Amerikanische Traubenkirsche
- Beifuß-Ambrosia
Tiere
- Amerikanischer Flusskrebs
- Ochsenfrosch
- Mehrere Arten der sog. " Schmuckschildkröten"
- Waschbär
Beispiel Herkulesstaude
Die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum), Riesen-Bärenklau oder Herkuleskraut genannt, ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler. Sie wurde aus dem Kaukasus eingeführt, um unsere Gärten des 19. Jahrhunderts zu schmücken. Sie breitet sich gerne entlang von fließenden Gewässern aus und lässt kaum eine andere Art neben sich zu.
Für Menschen sind die Pflanzen gefährlich, da sie bei Berührung im Sonnenlicht zu Quasi-Hautverbrennungen führen. Der Riesen-Bärenklau bildet photosensibilisierende Substanzen, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken; beim Umgang mit der Pflanze ist deshalb große Vorsicht geboten. Bloße Berührungen und Tageslicht können zu schmerzhaften und schwer heilenden Verbrennungen beziehungsweise Quaddeln führen. Es wird deshalb empfohlen, bei der Bekämpfung der Pflanze vollständige Schutzkleidung zu tragen, zu der auch ein Gesichtsschutz gehört.
Die beeindruckenden Blütendolden haben bis zu 50.000 Samen. In freier Landschaft entlang unserer Bäche ist die Ausrottung zum Schutz der dort heimischen Röhrichte und Stauden besonders mühsam. Sie müssen komplett entfernt werden. Die Mahd selbst ist nicht ausreichend. Außerdem würde man die heimischen Pflanzen ebenfalls schädigen.
Beifuß-Ambrosie - Ambrosia artemisiifolia
Eine nordamerikanische Einwanderin macht ungute Schlagzeilen, die beifußblättrige Ambrosie, kurz Beifuß-Ambrosie oder lateinisch Ambrosia artemisiifolia.
Sie hat sich mittlerweile in weiten Teilen Europas breitgemacht. Die Pollen der Ambrosie zählen zu den stärksten Allergie-Auslösern. Sie können zu schweren heuschnupfenartigen Symptomen oder gar zu Asthma führen, und zwar in kleinsten Dosen.
Näheres zu dieser Pflanze und weitere Informationen finden Sie hier.
Standorte der Beifuß-Ambrosie sollten wegen ihrer Gefährlichkeit gemeldet werden, Adressen s. unter "Ansprechpartner".
Beispiel Schildkröten
Schildkröten sind als Haustiere sehr beliebt. Und sie werden sehr alt. Bei den eingeführten Arten rechnet man mit 75 Jahren. Insbesondere in der Nähe der Großstädte wurden die Reptilien mit der langen Lebenserwartung nicht selten einfach der Natur übergeben. Seit 1989 hat der Staat mit Einfuhrverboten diesen Prozess gestoppt. Gefährdend können die Tiere als Krankheitsüberträger und als Nahrungskonkurrenten für unsere heimischen Tiere werden.
Bundesnaturschutzgesetz
Das Ausbringen von gebietsfremden Pflanzen ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§41.2) grundsätzlich nicht ohne Genehmigung erlaubt. Gesetzliche Grundlage für die Abwehr schädlicher Einwanderungen ist der § 41 des Bundesnaturschutzgesetzes. Hier können Genehmigungen zur Einfuhr und Ansiedlung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten verweigert werden oder Besitz- und Vermarktungsverbote ausgesprochen werden, wenn Tier und Pflanzenarten unsere heimische Flora und Fauna verfälschen.
Im Rahmen des Informationssystems FloraWeb zur Flora und Vegetation Deutschlands werden auch gebietsfremde Pflanzenarten vorgestellt. Neben Fotos und Beschreibungen finden sich hier Informationen zur Einbürgerungsgeschichte, zu ökologischen und anderen Auswirkungen, sowie zu möglichen Gegenmaßnahmen.
Bildnachweis
Kleines Springkraut: Margarete Rühl, Bielefeld
Riesenbärenklau: Margarete Rühl, Bielefeld
Aus Ostwestfalen-Lippe
Umweltinformationspflichtige Stellen in Ostwestfalen Lippe
Eine sehr ausführliche Darstellung "Zur Einbürgerungsgeschichte von Neophyten in Ostwestfalen" von H. Lienenbecker, Steinhagen findet sich unter Egge-Weser-digital.
Weiterführende Infos
Bezirksregierung Detmold
Naturschutz und Landschaftspflege
Herr Manfred Schulz
Leopoldstraße 15
32756 Detmold
Tel.: 0 52 31 / 71 5113
Untere Landschaftsbehörde im Umweltamt Bielefeld
August-Bebel-Str. 75-77
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 51 6748
Fax: 0521 / 51 3395
E-Mail: umweltamt(at)bielefeld.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Herford
Amtshausstr. 2
32051 Herford
Tel.: 0 52 21 / 13 2330
Frau Frick-Pohl
Tel.: 052 21 / 13 2321
E-Mail: H.Frick-Pohl(at)kreis-herford.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Minden-Lübbecke
Minden-Lübbecke 32382 Minden
Umweltamt
Kreis Minden-Lübbecke
Portastraße 13
D-32423 Minden
Telefon 0571 / 807-2327
FAX 0571 / 807-2325
E-Mail: umweltamt(at)minden-luebbecke.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Lippe
Lippe 32756 Detmold
Frau Kapper (Leiter/in): Zimmer 630
Tel: 05231 /6 2630
Fax: 05231 / 626202
E-Mail: H.Kapper(at)lippe.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Paderborn
Paderborn 33049 Paderborn
Tel.: 0 52 51 / 308-0
Telefon: 05251 / 308 128
Fax: 05251 - 308 89 126 1
E-Mail: fb61(at)kreis-paderborn.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Höxter
Höxter 37671 Höxter
Tel.: 0 52 71 / 965-0
Kreishaus Höxter, Zimmer 703
Moltkestraße 12
Tel.:05271/965-4200
Fax:05271/965-4999
E-Mail: k-o.ebeling(at)kreis-hoexter.de
Untere Landschaftsbehörde Kreis Güterslo
33324 Gütersloh
Tel.: 0 52 41 / 85-0
Landschaftsschutz, "Kreishaus Wiedenbrück"
Wasserstraße 14
33378 Rheda-Wiedenbrück
Telefon: 05241 / 85 2703
Telefax: 05241 / 85 2760
E-Mail: abt45(at)gt-net.de
Wanderausstellung Neobiota. Aliens im Vorgarten
Diese Ausstellung zum Thema Neophyten berichtet von: Einwanderern, Flüchtlingen und blinden Passagieren - Neobiota in Deutschland. Erstellt wurde diese Wanderausstellung von der Universtität Bielefeld und dem Umweltbildungszentrum Osnarbrück. Es geht an vielen interaktiven Stationen vor allem darum, ob eingebürgerte Arten, wie beispielsweise Waschbär oder Amerikanische Traubenkirsche für heimische Arten gefährlich werden können und welche Auswirkungen die Ansiedlung nichtheimischer Arten für das Ökosystem hat. Die Ausstellung kann ausgeliehen werden.
Kontakt, aktueller Ausstellungsort und weitere Informationen unter:
- www.bfn.de
Bundesamt für Naturschutz - www.neobiota.info
Eine Internetseite, die neue Arten in Tauchgewässern erfaßt hat. Die Homepage ist eine Aktion des Verbandes Deutscher Sporttaucher e.V.(VDST) unterstützt vom Bundesamt für Naturschutz, BfN. - www.3sat.de/nano
Auf dieser Seite finden sich viele Beispiele von Einwanderern - www.diewaschbaerenkommen.de
Die Waschbären kommen
- Nentwig, W. (2011). Unheimliche Eroberer: Invasive Pflanzen und Tiere in Europa. Bern. Haupt Verlag.
- Möllers, F. (2010). Wilde Tiere in der Stadt. München. Knesebeck Verlag.
- Kowarik, I. (2010). Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Stuttgart. Ulmer Eugen.
- Allianz Umweltstiftung (Hg.).(2008). Einwanderungsland Deutschland - Zur Zukunft von Artenschutz und Wildnis.